Blick durch ein Schaufenster auf PassantInnen

ORF/JOSEPH SCHIMMER

Betrifft: Geschichte

Arm, aber flexibel

Ein Rückblick auf drei Jahrzehnte Prekarisierung der Arbeitsverhältnisse. Mit Veronika Bohrn-Mena, Arbeitsforscherin und Expertin für atypische Beschäftigung bei der Gewerkschaft GPA-djp.
Gestaltung: Hanna Ronzheimer

"Lern etwas Gescheites, dann wird einmal etwas aus dir"- mit diesem Spruch sind wohl die meisten von uns aufgewachsen. Immer mehr wird aber klar, dass dieses Versprechen von Erfolg durch Fleiß und Leistung nicht mehr gilt. Ein guter Arbeitsplatz, eine berufliche Sicherheit, die auch eine Sicherheit in der Lebensplanung mit sich bringt, ist auch für Akademiker/innen schon lange nicht mehr selbstverständlich.

Ein Drittel der Beschäftigten in Österreich ist heute mit unsicheren oder gar prekären Arbeitsbedingungen konfrontiert, meint die Arbeitsforscherin Veronika Bohrn-Mena. Das bedeutet zum Beispiel: schlechte Bezahlung, oftmals keine Anstellung, Kettenverträge, Leiharbeit, kein Kündigungsschutz, fehlende Sozialversicherung, schwierige, weil besonders flexible Arbeitszeiten. Abgezeichnet hat sich diese Entwicklung schon vor rund 30 Jahren. In ganz Europa gibt es unter dem Schlagwort "Flexicurity" seit Jahrzehnten die Tendenz zur sogenannten Arbeitsmarktflexibilisierung.

Dabei wird es den Arbeitgebern immer mehr ermöglicht, außerhalb des klassischen Arbeitsrechts der Tarifverträge und Mindestlöhne zu agieren. In Deutschland gilt die "Agenda 2010" als eine Art Wendepunkt zur Deregulierung der Arbeitsverhältnisse, in Großbritannien war das zu Zeiten der Regierung von Margaret Thatcher. Auch in Österreich wird, in kleinen Schritten, beständig dereguliert. Die Annahme, dass durch Flexibilität mehr Arbeitsplätze geschaffen würden - ein Hauptargument der Befürworter - hat sich bisher nicht bestätigt.

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