Medea-Statue

AP/PHELAN EBENHACK

Gedanken für den Tag

Hubert Gaisbauer über Frauen in griechischen Tragödien

"Nicht mitzuhassen" - Sechs Frauen der griechischen Tragödie und ihre Tränen. Hubert Gaisbauer, Publizist und Autor, stellt zeitlos gültige Fragen aus Jahrtausende alten griechischen Tragödien. - Gestaltung: Alexandra Mantler

Oder: die Geschichte vom Sterben einer mutigen Frau. Alkestis ist die Gemahlin von Admet, der, wie es aussieht, ein politisch erfolgreicher und beliebter Herrscher ist, Sonnyboy, mit Göttern und Helden befreundet. Alkestis, die schönste der Töchter eines benachbarten Königs, gewinnt er mit Hilfe Apolls.

Doch Admet soll sterben. In der Blüte der Jahre. So wollen es - nach längerem Hin und Her - die Götter. Es sei denn, ein anderer Sterblicher opfert sich an seiner Statt. Doch da ist keiner. Die Freunde nicht - und nicht die Eltern, sie sind zwar alt - doch längst nicht lebenssatt. Gib dich zufrieden mit der Lebenszeit, die dir zugemessen ist. Und sei ein Mann, so spricht der alte Vater. Sei kein Versager!

Bleibt nur Alkestis. Und sie opfert sich. Man war gerührt, im Jahr 438 vor Christus, als man eine junge Frau - natürlich gespielt von einem Mann - auf der Bühne des Theaters von Athen auf dem dunklen Weg in den Hades - heißt: sterben - sah. "Wie gerne bliebe ich", sagt sie, nachdem sie sich in vielen Tränen satt geweint. Und sieht sich dennoch nicht als Opfer. "Dir", sagt sie, "bleibt der Ruhm, das beste Weib gehabt zu haben, wohl wert, dass du dich keiner andren Frau verbindest."

Admet fängt plötzlich an zu jammern. Was soll aus mir denn werden nun, verlass mich nicht! Doch da greift Herakles ein, des Admet Freund und bärenstarker Saufkumpan. Der würgt den Thanatos, den Tod, bis dieser Alkestis aus dem Hades wieder freigibt. Er führt sie verschleiert zu Admet, gibt vor, er habe sie, eine Unbekannte, bei einem Ringkampf irgendwo gewonnen, sie wär halt als Ersatz zu sehen. Doch Admet zögert, bis ihm Herakles endlich eröffnet, dass dies ja "seine" Alkestis wäre. Eben wieder lebendig, doch für drei Tage stumm. - Käme dann wieder das Glück? Wenn man vom Tod ins Leben zurückkehren könnte? Euripides lässt es offen.

Service

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Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Thelonious Monk/1917 - 1982
Komponist/Komponistin: Bernard Hanighen
Komponist/Komponistin: Cootie Williams
Album: JAZZ CAFE - AFTERHOURS
Titel: 'round midnight/instr.
Solist/Solistin: Sonny Rollins /Saxophon m.Begl.
Solist/Solistin: Herbie Hancock /Piano
Länge: 04:01 min
Label: RCA 1214472

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