Priester bei einer Zeremonie

AFP/FILIPPO MONTEFORTE

Logos - Glauben und Zweifeln

Hubert Wolf über Krisen in der katholischen Kirche

"Machtmissbrauch im Männerbund" - Eine Krisengeschichte der katholischen Kirche. Johannes Kaup hat darüber mit Hubert Wolf von der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Münster gesprochen

Auch wenn imposante Kirchenbauten die Jahrhunderte überdauern mögen, stehen heute die Kirchen in unseren Breiten vor einer grundsätzlichen Legitimationskrise. In besonderer Weise trifft dies die römisch-katholische Kirche. Sie implodiert geradezu. Nicht nur jene treten aus ihr aus, die sich nur kulturell oder formal als christlich verstanden, sondern es sind mittlerweile engagierte Mitglieder der Kerngemeinden und Pfarrgemeinderäte. Oft sind es Frauen, die die katholische Kirche verlassen. Sie alle haben genug von folgenlosen Dialogprozessen, nicht eingehaltenen Reformversprechen und vor allem von männerbündischem Klerikalismus.

Als der Missbrauchsskandal die Kirche in Europa, in den USA und in Australien erschüttert und die angekündigte Aufarbeitung halbherzig bleibt, kommt es zu einer grundsätzlichen Systemkrise: Sie stellt eine prinzipielle Anfrage ans System Männerkirche dar. So jedenfalls sieht es der deutsche Kirchenhistoriker und geweihte Priester Hubert Wolf. Er meint, das Thema "Machtmissbrauch im Männerbund" ist in historischer Perspektive uferlos.

Wann und wodurch entstehen die Strukturen der klerikalen Macht in der katholischen Kirche? Wie hängt der Machtmissbrauch mit dem Zölibat zusammen? Stimmt die These Joseph Ratzingers, nach der der massenhafte sexuelle Missbrauch eine Folge der "Revolution" von 1968 sei? Und: Lässt sich eine Auflösung des Zölibats mit der Tradition der römisch-katholischen Kirche vereinbaren? Sollen Frauen zu kirchlichen "Weihe"-Ämtern zugelassen werden? Muss sich die christliche Sexualmoral verändern? Müsste die kirchliche Verwaltungsgerichtsbarkeit neu organisiert werden? Wie kann das kirchliche Lehramt sich grundsätzlich neu reformieren, nachdem es selbst von einer "ecclesia semper reformanda" spricht, der Notwendigkeit also, sich selbst und ständig zu reformieren?

Über all diese Themen hat Johannes Kaup mit Hubert Wolf gesprochen. Wolf, der an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Münster lehrt, ist Träger des renommierten Leibniz-Preises. Er hat mit seinen Büchern "Krypta. Unterdrückte Traditionen der Kirchengeschichte" und "Zölibat. 16 Thesen" Zündstoff für eine fundamentale Debatte geliefert.

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