DPA/STEFFEN TRUMPF
Vom Leben der Natur
Bienenvölker und Löwenkönige
Der Germanist Martin Neubauer spricht über Tierstaaten und Tiergemeinschaften in Literatur und Film.
Teil 2: Heldenmut und Elitedenken
Gestaltung: Renate Pliem
8. Jänner 2020, 08:55
"Wenn man von Tieren in der Literatur spricht, so meint man fast immer den Menschen", sagt Martin Neubauer vom Institut für Germanistik der Universität Wien. Und wenn von Tierstaaten die Rede ist, so nehmen diese meist Bezug auf menschliche Formen des Zusammenlebens. Tierstaaten in Literatur und Film sind Spiegelbild, Satire oder Gegenpol.
Im Versepos "Reineke Fuchs" von Johann Wolfgang von Goethe macht ein notorischer Lügner Karriere im Reich des schwachen Löwenkönigs, kommt vor Gericht und rettet sich vor der Todesstrafe. Die Schlusspointe: Der Fuchs wird sogar Minister. Goethe schrieb seinen "Reinecke Fuchs", die Neudichtung eines Mittelalterstoffes, unter dem Eindruck der Wirren der französischen Revolution.
Das Kinderbuch "Die Biene Maja und ihre Abenteuer" von Waldemar Bonsels ist ganz anders als der bekannte Zeichentrickfilm der 1970er Jahre. Das literarische Original erschien im Jahr 1912 und stellt in Kriegsmetaphern unter anderem das "gute" Bienenvolk den "bösen" Hornissen gegenüber, was in eine wahre "Schlacht" mündet.
Auch in Comic und Zeichentrickfilm spiegeln Tierstaaten die menschliche Gesellschaft: In Entenhausen tragen die Bewohner/innen Kleider, wohnen in Häusern und verzehren zu Thanksgiving sogar einen gefiederten "Artgenossen": einen Truthahn.
Service
GESPRÄCHSPARTNER:
Mag. Dr. Martin Neubauer
Universität Wien
Institut für Germanistik
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