Symphonien: Bruckners "Keckste", Haydns "Londoner"

5. Februar 2020, 14:05

Bruckners keckste Symphonie

Bruckners Symphonie Nr. 6 führe lange Zeit ein Schattendasein. Nur in einer Orchesterprobe war es Bruckner vergönnt gewesen, dieses im Vergleich zu den meisten seiner Symphonien kürzere, knappere, kompaktere Werk vollständig zu hören. Am 11. Februar 1883 spielten die Wiener Philharmoniker unter der Leitung des Hofoperndirektors Wilhelm Jahn bloß die beiden Mittelsätze.

Ross und Reiter

Insbesondere der "Nicht schnell" zu spielende, Scherzo-Satz kam bei der Kritik schlecht weg. "Bei dem ausschließlich durch Seltsamkeit fesselnden Scherzo trennte sich aber - wie der Sportsmann sagen würde - das Ross vom Reiter", beckmesserte Eduard Hanslick in der "Neuen Freien Presse". Und weiter: "Eine kleine Clique schien sich's in den Kopf gesetzt zu haben, die Legitimierung auch dieses Satzes auf revolutionärem Wege zu erzwingen; vergebene Liebesmüh'." Andererseits wurde berichtet, dass die Philharmoniker "heftig applaudierten und einen Tusch machten."


Die Originalfassung der Originalfassung

Bruckner dürfte mit seiner Sechsten, seiner "Kecksten", wie er sie - des Reimes wegen? - scherzhaft nannte, nicht unzufrieden gewesen sein. Zumindest ließ er sich von vermeintlichen Wohlmeinenden zu keiner Zweit- oder Drittfassung, wie bei den Vorgängersymphonien, drängen. Wie kommt es dann, dass dennoch oft die "Originalfassung" angekündigt wird? Die Druckfassung war teilweise recht fehlerhaft. Das war vermutlich ein Grund, dass 1899, drei Jahre nach Bruckners Tod, Gustav Mahler zwar die erste Gesamtaufführung leitete, jedoch mit Eingriffen in die Instrumentierung und in gekürzter Fassung, der ohnehin relativ kurzen Symphonie. Erst 1935 kam es zu einer auf der revidierten "Originalpartitur" basierenden Aufführung.

Service

NDR - Konzerteinführung mit Herbert Blomstedt

Sendereihe

• Das Ö1 Konzert

Gestaltung

• Peter Kislinger