Papst greift sich auf den Kopf

APA/AFP/FiILIPPO MONTEFORTE

Praxis - Religion und Gesellschaft

"Peinlich berührt" vom Frauenbild des Papstes

Ordensfrau Melanie Wolfers kritisiert Frauenbild des Papstes +++ "Damit es aufhört" - Sexuelle Gewalt in der katholischen Kirche +++ Schlagabtausch wegen "Islamophobie-Bericht" +++ Kirchenkrise in Montenegro

1. Ordensfrau Melanie Wolfers kritisiert Frauenbild des Papstes

Vergangene Woche hat Papst Franziskus sein nachsynodales apostolisches Schreiben "Querida Amazonia" veröffentlicht. Darin positioniert sich die katholische Kirche eindeutig auf Seiten der bedrohten indigenen Völker Amazoniens, was vielfach positiv kommentiert wurde. Allerdings finden sich im letzten Teil des Schreibens auch Aussagen über das Wesen der Frau und ihre Position in der Kirche, die auf Widerspruch stoßen. Die Theologin und Bestseller-Autorin Melanie Wolfers etwa, Ordensfrau bei den österreichischen Salvatorianerinnen, äußert im Praxis-Interview ihren Unmut: "Peinlich berührt" sei sie von den Aussagen von Papst Franziskus über Frauen in seinem Schreiben. - Gestaltung: Johannes Kaup


2. "Damit es aufhört" - Sexuelle Gewalt in der katholischen Kirche

Vor zehn Jahren ist der Missbrauchsskandal in Deutschland bekannt geworden. Die sexuelle Gewalt, die mehr als 100 Schüler am Berliner Canisius-Kolleg erlebt hatten, hat eine Welle der Empörung losgetreten. Doch in den Wochen und Monaten danach ist klar geworden: Missbrauch ist ein systemisches Problem in der Kirche. Matthias Katsch ist einer der Betroffenen. Er hat das Canisius-Kolleg in Berlin besucht und hat dort Übergriffe durch zwei Patres erlebt. Vor zehn Jahren ist er mit seinen Erlebnissen an die Presse getreten. Seitdem engagiert er sich als Gründer und Aktivist im Verein "Eckiger Tisch" für die Interessen der Opfer von Missbrauch. Zehn Jahre danach hat er jetzt ein Buch geschrieben mit dem Titel: "Damit es aufhört". Hanna Sommersacher hat Matthias Katsch bei seiner Buchvorstellung in Berlin gesprochen.


3. Schlagabtausch wegen "Islamophobie-Bericht"

Seit Wochen wird mit harten Bandagen gekämpft. Wissenschaftlerinnen, liberale Muslime und Islamkritiker fühlen sich denunziert - und zwar in einem "Islamophobie-Report", gefördert von Brüssel. Jedes Jahr, seit 2015, erscheint der Europäische Islamphobie-Bericht, herausgegeben von den beiden Politikwissenschaftlern Farid Hafez und Eren Bayrakli in Wien. 39 Autorinnen und Autoren geben darin einen Lagebericht aus 34 Ländern. Der aktuelle Bericht 2018 ist erstmals aus dem EU-Programm "Zivilgesellschaftlicher Dialog zwischen der EU und der Türkei" gefördert worden. Mit fast 127.000 Euro. In einem Offenen Brief an die neue Chefin der EU-Kommission, Ursula von der Leyen, kritisieren 13 prominente Wissenschaftler und Buchautorinnen, dass in dem Bericht "undifferenziert viele Persönlichkeiten und Institutionen aus ganz Europa als ,islamophob' und als Vertreter und Beförderer von ,anti-muslimischem Rassismus' an den Pranger und in "eine Reihe mit Rechtsradikalen, Rassisten und deren Netzwerken gestellt" werden. Seither hat sich ein öffentlich ausgetragener Disput zwischen Kritikern und Herausgebern entwickelt. - Gestaltung: Rebecca Hillauer


4. Kirchenkrise in Montenegro

In Montenegro demonstrieren seit Wochen Anhänger der serbisch-orthodoxen Kirche gegen ein Religionsgesetz, das das Parlament in Podgorica Ende Dezember beschlossen hat. Die serbisch-orthodoxe Kirche fürchtet die Verstaatlichung ihrer Güter. Schon 1993, vor der staatlichen Unabhängigkeit Montenegros, hatte sich die montenegrinisch-orthodoxe Kirche von der serbischen Mutterkirche abgespalten: Ihre Eigenständigkeit wird bis heute von keiner anderen orthodoxen Kirche anerkannt. Nach Darstellung der Regierung wurden in den Wirren der 1990er Jahren auch viele Kirchen und Klöster unter fragwürdigen Umständen im Kataster als Eigentum der serbisch-orthodoxen Kirche eingetragen. Nun sollen binnen eines Jahres die Eigentumsfragen in einem Verwaltungsverfahren geklärt werden. ORF-Balkan-Korrespondent Christian Wehrschütz berichtet aus Montenegro.

Moderation: Alexandra Mantler

Service

Matthias Katsch, "Damit es aufhört. Vom befreienden Kampf der Opfer sexueller Gewalt in der Kirche", Nicolai-Verlag

Querida Amazonia von Papst Franziskus
Eckiger Tisch

Sendereihe

Gestaltung