Medizin und Gesundheit

Neue Therapien bei Lungenkrebs

Dem Tumor die Stirn bieten - Früherkennung und neue Therapien bei Lungenkrebs

Dem Tumor die Stirn bieten -
Früherkennung und neue Therapien bei Lungenkrebs

Der Lungenkrebs hat, allen medizinischen Fortschritten zum Trotz, nach wie vor eine ungünstige Prognose. Am Bronchuskarzinom versterben jährlich mehr Menschen als an jeder anderen Krebserkrankung. Mit 4.500 Neuerkrankungen pro Jahr liegt Österreich im internationalen Spitzenfeld. Rauchen gilt nach wie vor als wichtigste Ursache für die Entstehung bösartiger Tumoren.
Da die Krankheit anfangs in der Regel ohne Symptome einhergeht, wird sie meist erst relativ spät entdeckt, zu einem Zeitpunkt, da der Krebs sich bereits ausgebreitet und in andere Organe gestreut hat.

Neue Medikamente - neue Hoffnung

Bis vor einigen Jahren war eine nebenwirkungsreiche Chemotherapie mit Zytostatika die einzige Möglichkeit, die Ausbreitung des Krebses medikamentös einzudämmen. Nun stehen wir am Beginn einer neuen therapeutischen Ära. Behandlungen mit gentechnologisch hergestellten Antikörpern und "small molecules" oder die Immuntherapie bieten völlig neue Ansätze. Mit sogenannten Checkpoint-Inhibitoren wird das körpereigene Immunsystem gegen den Tumor scharfgemacht. Wird jeder Krebs individuell und gezielt behandelt, lassen sich deutlich höhere Therapie-Ansprechraten von bis zu 90 Prozent erzielen.

Moderne Pathologie und zielgerichtete Therapie

Voraussetzung ist jedoch eine genaue Analyse des individuellen Tumors. Denn der Erfolg dieser neuen Krebstherapien wurde erst durch die Entwicklung der modernen Pathologie möglich. Durch die Identifizierung bestimmter biologischer Merkmale lassen sich Angriffspunkte für die Medikamente finden. Die DNA-Sequenzierung ermöglicht die rasche Erkennung seltener Mutationen beim Lungenkrebs. "Es ist die Identifizierung immer neuer biologischer Merkmale, die als Angriffspunkte für moderne Therapeutika dienen und so die die Entwicklung der Krebstherapie vorantreiben", so Christa Freibauer, Präsidentin der Österreichischen Gesellschaft für Pathologie.
Solche neuen Verfahren tragen bereits Früchte, die ersten Patientinnen und Patienten profitieren davon.

Zielgerichtete Therapien - den Tumor treffen
Bei den zielgerichteten Therapien werden sogenannte Tyrosinkinaseinhibitoren (TKIs) eingesetzt, die in der Tumorzelle an einem bestimmten Rezeptor ansetzen. In Österreich sind zurzeit zielgerichtete Therapien für zehn verschiedene Rezeptoren erhältlich, die bei der Entstehung des nichtkleinzelligem Lungenkarzinoms (der häufigsten Form) eine zentrale Rolle spielen. Die Betroffenen können die Therapie zu Hause einnehmen.

Moderne chirurgische Behandlung

Am Anfang des Kampfes gegen den Krebs steht meist die Operation. Auch hier können die meisten Eingriffe mittlerweile minimal-invasiv durchgeführt werden. In Kombination mit Strahlentherapie und medikamentöser Behandlung lässt sich die Prognose der unterschiedlichen Lungenkrebsformen deutlich verbessern.

Betroffene macht Mut

"Die Hoffnung nicht aufgeben und sich nicht durch statistische Prognosen ins Bockshorn jagen lassen" rät unser Studiogast Kerstin Haidbauer allen Betroffenen. Sie erkrankte im jungen Alter von 30 Jahren an einer seltenen Form von Lungenkrebs. Zuerst konnte das Fortschreiten des Malignoms nur durch mehrere Chemotherapie-Zyklen verhindert werden. Dann endlich wurde eine individuelle Analyse des Tumorgenoms durchgeführt. Nun konnte eine Therapie mit einem sogenannten TRK-Inhibitor helfen den Krebs zu besiegen. Ein Fall, der zuversichtlich stimmt, auch wenn man zurzeit durch die modernen Behandlungen oft nur lebensverlängernde und nicht heilende Erfolge verzeichnen kann.

Lungenkrebs-Screening

Daher gilt es, Krebsformen deutlich früher zu erkennen. Es wird über ein Screening bei Risikopatienten diskutiert. Laut der kürzlich publizierten europäischen NELSON-Studie könnten regelmäßige Low-Dose-Computer-Tomografien die Lungen-Krebs-Sterblichkeit von schweren Rauchern und Ex-Rauchern um fast ein Viertel reduzieren.
Damit ließen sich rund 1.000 Todesfälle pro Jahr vermeiden. Die österreichische Gesellschaft für Pneumologie (ÖGP) und die Österreichische Röntgengesellschaft (OERG) haben eine Task Force gebildet, um, aufbauend auf den Studienergebnissen, Pilotprojekte zu erstellen.
In der aktuellen Ausgabe des Radiodoktors stellt Manfred Götz mit seinen Studiogästen aktuelle und bald zur Verfügung stehende Strategien gegen den Lungenkrebs vor.

Reden auch Sie mit! Wir sind gespannt auf Ihre Fragen und Anregungen. Unsere Nummer: 0800/22 69 79, kostenlos aus ganz Österreich.

Fragen:
Sind Sie Lungenkrebs-Betroffener, bzw. Angehöriger und möchten von Ihren Erfahrungen berichten?
Wurde bei Ihnen eine neue therapeutische Methode angewendet?
Haben Sie sich gut betreut gefühlt?
Was würden Sie anderen Patientinnen und Patienten raten?


Moderation: Univ.-Prof. Dr. Manfred Götz
Sendungsvorbereitung: Dr. Ronny Tekal
Redaktion: Dr. Christoph Leprich

Service

Studiogäste im Funkhaus Wien:

Kerstin Haidbauer
Betroffene, 33 Jahre, 2017 an Lungenkrebs erkrankt
Unterfrauenhaid, Burgenland

OA. Dr. Maximilian J. Hochmair
Facharzt für Pneumologie
Leiter der pneumo-onkologischen Ambulanz und Tagesklinik
Abteilung für Innere Medizin und Pneumologie
Krankhaus Nord - Klinik Floridsdorf
Brünnerstraße 68
A-1210 Wien
Tel. für Termine (Patienten): +43 1 277003824 oder 73820
Tel. für akute Anfragen: + 43 1 27700 72212
E-Mail
Homepage

Prim. Univ.-Prof. Dr. Michael Rolf Müller
Facharzt für Gefäß- und Thoraxchirurgie
Vorstand der Abteilung für Thoraxchirurgie
Krankhaus Nord - Klinik Floridsdorf
Brünner Straße 68
A-1210 Wien
E-Mail
Homepage

Weitere Anlaufstelle und Info-Links:

Screening bei Killer-Erkrankung Lungenkrebs (ÖGP und ÖRG 2020)
Österreichische Krebshilfe
Österreichische Gesellschaft für klinische Pathologie
Österreichische Gesellschaft für Hämatologie und medizinische Onkologie
Lungenkrebsforum Austria, Selbsthilfegruppe
Institut für thorakale Chirurgie
Information zum Lungenkrebs (Netdoktor 2020)
Information zum TRK-Fusionskrebs (Dt. Ärzteblatt 2019)
Molekulare Diagnostik bei Lungenkrebs (Dt. Lungeninformationsdienst)

Bücher:

Veronika Hörmedinger-Elsner, "Diagnose Lungenkrebs - Gibt es ein Zurück?", Aumayer Druck- und Verlags Gesellschaft 2013

Alfred Künzler, "Diagnose-Schock: Krebs: Hilfe für die Seele - Konkrete Unterstützung - Für Betroffene und Angehörige", Springer Verlag 2012

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