Nachruf auf McCoy Tyner

9. März 2020, 17:30

Er war der letzte überlebende Musiker des epochalen Quartetts von Saxofonist John Coltrane, das in der ersten Hälfte der 1960er Jahre dank Alben wie "My Favourite Things" oder "A Love Supreme" zu einer der kraftvollsten und einflussreichsten Combos der Jazzgeschichte avancierte. Doch der 1938 in Philadelphia geborene McCoy Tyner, der zu einem Gutteil für den orchestralen, modalen Sound der Band verantwortlich zeichnete, galt auch abseits seiner Tätigkeit für John Coltrane als einer der bedeutendsten Pianisten des modernen Jazz. Mit wuchtigen, harmonisch offenen Quartenakkorden in der linken, virtuos perlenden Läufen in der rechten Hand, entwickelte er eine unverkennbare musikalische Signatur, die zahllose Pianisten nach ihm inspiriert hat.

Nach dem Ende der Zusammenarbeit mit Coltrane 1965 ließ Tyner mit Aufnahmen unter eigenem Namen wie "The Real McCoy" (1967), "Sahara" (1972) oder "Trident" (1975) aufhorchen, in denen er seine Klangpalette teilweise um Koto, Celesta und Cembalo erweiterte, sich dem Jazz-Rock-Zeitgeist aber verweigerte: elektrische Keyboards lehnte McCoy Tyner zeit seiner langen Karriere ab. In den 1980er und 1990er Jahren trat der Pianist auch mit Grammy-bekrönten Bigband-Aufnahmen hervor. Schon längere Zeit von gesundheitlichen Problemen heimgesucht, starb Tyner am 6. März 81-jährig in seinem Haus in New Jersey, USA. Mit ihm ist einer der großen stilbildenden Pianisten des Jazz für immer von der Bühne abgetreten.

Sendereihe

• Spielräume

Gestaltung

• Andreas Felber

Übersicht

• Jazz