Ein Amerikaner in Paris, ein Finne und ein Brite in Minneapolis

11. März 2020, 14:05

Das Minnesota Orchestra unter der Leitung seines langjährigen finnischen Chefdirigenten Osmo Vänskä ließ 2018/19 mit einem vier Konzerte umfassenden Festival mit Musik US-amerikanischer Komponisten aufhorchen. Das "American Expression Festival" sollte auf die "mutige, einfallsreiche und vielfältige klassische Musiktradition des Landes" aufmerksam machen.

Amerikaner in Paris

Auf ihre Wurzeln aufmerksam gemacht wurden Gershwin und Copland in Paris. Beide Komponisten zog es nach Paris, um dort zu studieren. Copland 1921 und Gershwin 1928 wurden von Nadia Boulanger mit jener Frage konfrontiert, mit der sie alle verwirrte, deren Begabung sie erkannte: "Was könnte ich Ihnen beibringen, was Sie nicht schon haben?" Es war nicht Gershwins erster Besuch in Paris. Zwei Jahre zuvor hatte er Maurice Ravel aufgesucht, der ähnlich wie Boulanger reagierte: "Why be a second-rate Ravel when you can be a first-rate Gershwin?"


Gershwin und Copland

Gershwins "Ein Amerikaner in Paris (An American in Paris) zählt gemeinsam mit der "Rhapsody in Blue" zu den populärsten Werke des Komponisten. In dieser "Tondichtung" sind unter anderem Hupen zu hören, die an Pariser Taxis erinnern sollen.
Copland entschloss sich nach seiner Studienzeit in Paris, Werke mit "amerikanischem Charakter" zu schreiben. Im Ballett "Rodeo" liebt Cowgirl Cowboy, der aber zunächst keine Rodeo-Braut wünscht, sondern sich zuerst am Samstagabend durch eher traditionellere so genannte weibliche Reize von seiner eigentlichen Bestimmung noch ablenken lässt.

Die "Gnarly Buttons" des John Adams

Der Titel seines Klarinettenkonzerts, "Gnarly Buttons", so Adams, sei eine Reverenz an seinen Vater, einen Klarinettisten. Das 1996 uraufgeführte Konzert folgt den Spuren des Instruments - von den "coolen" Zeiten Benny Goodmans bis hin zum Kampf des Vaters des Komponisten gegen Alzheimer.
"Gnarly" ("knorrig")? Mit Knorren bedeckt war, so erläuterte der Komponist, der einfache Gehstock eines Dorfältesten am amerikanischen Land. Im Jargon seiner Schulzeit war "gnarly" aber auch etwa das, was heute vielleicht "cool", "awsome" - "geil" - ist, also ein Wort der Bewunderung. Und die "Buttons" - Knöpfe -, schrieb Adams, stammen wahrscheinlich noch aus Gertrude Steins Gedichtband "Tender Buttons"; er müsse aber "einräumen, dass unser Leben am Ende des 20. Jahrhunderts weitgehend dem Drücken von Knöpfen der einen oder anderen Art überantwortet ist. Notabene: Klarinetten haben Ringe und Klappen, keine Knöpfe."

Sendereihe

• Das Ö1 Konzert

Gestaltung

• Peter Kislinger