Radiogeschichten

"Ich spielte mit Puppen und übte Vergessen"

"Der Russe ist einer, der Birken liebt". Von Olga Grjasnowa.

1994 sagte die Mutter noch: Nach Deutschland werde sie nie einen Fuß setzen, dort sei die Asche noch warm. Doch in ihrer Heimat Aserbaidschan herrscht Bürgerkrieg und als jüdische "Kontingentflüchtlinge" aus der ehemaligen Sowjetunion haben sie in Deutschland gute Chancen auf Asyl. Zwei Jahre später sind sie dort. Die Tochter, Mascha, begreift früh: Sprache ist Macht. Sie befreit sich von der Sprachlosigkeit der Migranten und steht mit Mitte zwanzig vor einer Karriere als UN-Dolmetscherin. Doch so tough und ironisch die junge Kosmopolitin die Welt mustert, so wenig hat sie die Traumata der Kindheit verarbeitet - oder etwas gefunden, das den Begriff Heimat verdient.

"Der Russe ist einer, der Birken liebt" war 2012 Olga Grjasnowas Debütroman. Er machte die in Baku geborene und in Berlin lebende Schriftstellerin sofort zu einer ernstzunehmenden, jungen Stimme im Literaturbetrieb. Grjasnowa, die auf Deutsch schreibt, konnte selbst kein Wort der Sprache, als sie 1996 mit ihrer Familie als "Kontingentflüchtling" nach Deutschland kam. Ihr Roman hat viele autobiographische Elemente. Aber während Grjasnowa den starren Heimatbegriff für sich überwunden hat und weiter gesellschaftskritische Romane, Artikel und Stücke schreibt, kämpft ihre Protagonistin Mascha in diesem trocken erzählten, ironisch-tragischen Roman noch um einen Platz, vor allem mit sich selbst

Gestaltung: Antonia Löffler

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Der Russe ist einer, der Birken liebt. Von Olga Grjasnowa. Erschienen bei dtv 2013

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