Ein Corona infiziertes Netz

AFP/THOMAS COEX/ISABELLE ORSINI-ROSENBERG

matrix - computer & neue medien

Don´t blame the Internet!

Wo wären wir in der Corona-Krise ohne Netz?

Glaubt man alten Zeitungsberichten so wurde in den 1920er bis 1940er Jahren das damals noch relativ neue Massenmedium Radio für vieles verantwortlich gemacht: für schlechte Noten, schlechte Haut, schlechte Wirtschaft, aber auch für Gefängnisausbrüche, Tote durch Schießereien und tote Vögel.
100 Jahre später schieben Modernisierungsverweigerer und Kulturpessimisten gerne "dem Internet" oder "der Digitalisierung" den schwarzen Peter zu. Das Netz sei verantwortlich für Einsamkeit, Hass und Extremismus in der Gesellschaft und durch riesige Rechenzentren auch Mitverursacher der Klimakatastrophe. Und auch das Smartphone sei schuld an mangelnder Konzentrationsfähigkeit und schwindender Lesekompetenz bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen.
Derzeit ändert sich das alles ein bisschen: Wie hätten Ihre Tage seit den Ausgangsbeschränkungen denn ohne Internet ausgesehen? Wie sich unser Blick auf das Netz derzeit verändert, berichtet Julia Gindl.

Corona-Game
Horrorspiele als Erklärmodelle für die Krise

In der Krise greifen wir auf viele Modelle zurück, um uns das zu erklären, was gerade passiert: Manche beziehen sich auf "Brave New World", manche suchen in der Bibel nach passenden Erzählungen, andere wiederum finden ihren Halt in Videospielen. Da uns die Worte fehlen, um die in diesem Ausmaß unbekannte Pandemie zu beschreiben, greifen wir als Gesellschaft auf unser kollektives Gedächtnis - und auch auf die Populärkultur zurück, so der Historiker Eugen Pfister. In seinem Forschungsprojekt "Horror-Game-Politics" untersucht er schon seit längerem, wie politische Ideen in Videospielen vermittelt werden. Auch die Corona-Krise zeigt für ihn, wie Gelerntes aus Videospielen die Welt greifbar, kommunizierbar und kontrollierbar machen kann. Ein Beitrag von Sarah Kriesche.

China:Mit Überwachungsmaschinerie gg. Corona

Im Kampf gegen das Corona-Virus mobilisiert China seinen digitalen Überwachungsapparat. Ob die Apartment-Anlage der eigenen Wohnung oder eine Shopping Mall: die Bürger müssen ihre Daten via QR-Code preisgeben. Unterschiedliche Systeme prüfen u.a., ob und wie die betreffende Person in den vergangenen Tagen gereist ist, auch Informationen zum Gesundheitszustand werden gesammelt und die Bürger entsprechend klassifiziert. Damit soll die Ausbreitung des Virus weiter eingedämmt werden. Sorgen um den Datenschutz spielen keine Rolle - es dominiert der Glaube, eine Epidemie mit Big Data bekämpfen zu können, Ähnliches haben wir ja auch schon aus Österreich gehört. Axel Dorloff mit einer Reportage aus Peking.


Moderation: Wolfgang Ritschl
Redaktion: Franz Zeller

Service

Corona Washing Hand Song
TikTok Händewasch-Tanz
Dirk von Gehlen
Spiegel: TikTok Tänze retten plötzlich Menschenleben

Horror-Game-Politics

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