Toni Faber

APA/HERBERT NEUBAUER

Gedanken für den Tag

Toni Faber über den Stephansdom

"Aus Asche erstanden" - Gedanken in der Karwoche von Toni Faber, Dompfarrer, Dechant und Domkapitular zu St. Stephan

Gerade in der aktuellen Krisensituation möchte ich einen Blick zurückwerfen: Zu Ostern vor 75 Jahren schien der Wiener Stephansdom nach dem verheerenden Brand verloren. Überliefert ist das Zitat von Kardinal Theodor Innitzer angesichts der rauchenden Trümmer: "Na, wir werden ihn halt wieder aufbauen müssen".

Wer die vielfachen Berichte von der Zerstörung und vom Wiederaufbau von St. Stephan im Kriegsjahr 1945 studiert, ist beeindruckt von der riesigen Bereitschaft der notleidenden Bevölkerung, trotz eigener bitterer Armut und vieler Ruinen im Nachkriegs-Wien zum Neuanfang und zur Restaurierung des Stephansdoms beizutragen.

Was brachte die Menschen damals dazu, über sich hinauszuschauen, ihr eigenes Wohl und ihr Haus zwar natürlich im Blick zu haben, zugleich aber auch die Trümmerhaufen rund um St. Stephan zu beseitigen? Die sogenannten Trümmerfrauen, die Hand angelegt haben und schwerste Lasten getragen haben, weil die meisten Männer in Kriegsgefangenschaft und nicht verfügbar waren, diese Frauen können auch nachhaltig ein Vorbild für Frauen, Männer und Jugendliche sein. Und solche Vorbilder brauchen wir auch heute. Denn neben dem eigenen Wohl und der Befindlichkeit jedes Einzelnen, jeder Einzelnen, gibt es immer auch Ziele für das allgemeine Wohlbefinden. Davon lebt eine Gesellschaft, denn wir sind voneinander abhängig, ob im Privaten, als Gruppe oder in der Gesamtgemeinschaft eines Landes.

Die Frage allein, was bekomme ich von meinem Land, der Gesellschaft und dem Staat, hilft keiner Gemeinschaft letztlich weiter. Hilfreich für alle ist zu bedenken, was kann ich meiner Familie, meinem Umfeld und meiner Welt aus meiner Lebenszeit und mit meinen Talenten geben und damit gelingendes Leben aufbauen? Ich bin überzeugt: Die Erfahrung vom Niederbrechen so vieler gewohnter Abläufe fordert uns aufs Höchste heraus und kann uns mit Fantasie und unternehmerischem Geist hoffentlich zu neuen Glanzleistungen der Mitmenschlichkeit und gemeinsamem Wiederaufbau anspornen. Und da bleibt noch viel zu tun, auch wenn in den letzten Wochen in unserem Land in der Bedrängnis vom Coronavirus so viele Menschen mehr zusammenhalten, trotz des so notwendigen Abstand Haltens.

Gestaltung: Alexandra Mantler

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Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Johann Sebastian Bach/1685 - 1750
Titel: Konzert für 2 Cembali, Streicher und B.c. in c-moll BWV 1060
* Adagio - 2.Satz (00:05:23)
Solist/Solistin: Trevor Pinnock /Cembalo
Solist/Solistin: Kenneth Gilbert /Cembalo
Orchester: The English Concert
Leitung: Trevor Pinnock
Ausführender/Ausführende: Kenneth GILBERT/16.12.1931 Montreal
Länge: 05:23 min
Label: DG 4151312

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