Ute Frevert © DAVID AUSSERHOFER
Da capo: Im Gespräch
Ute Frevert, Historikerin
"Demütigung und Scham werden zu Mitteln der Macht" - Renata Schmidtkunz im Gespräch mit der Historikerin Ute Frevert (Erstausstrahlung am 11. Jänner 2018)
24. April 2020, 16:05
Ute Frevert, geboren 1954 in Nordrhein-Westfalen, ist eine der bedeutendsten deutschen Historikerinnen. Seit 2008 leitet sie den Forschungsbereich "Geschichte der Gefühle" am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in Berlin. Dabei stehen Fragen im Zentrum, die von Historiker/innen nur selten bearbeitet werden: Haben Gefühle eine Geschichte? Machen Gefühle Geschichte? Eines der Hauptanliegen der Forschungsrichtung ist es, der Normierung der Gefühle auf die Spur zu kommen. Denn die Gesellschaft gibt vor, was das Individuum fühlen darf/soll.
In ihrem Buch "Die Politik der Demütigung: Schauplätze von Macht und Ohnmacht" beschäftigt sich Ute Frevert mit einer besonderen Form der Emotion: der gezielten öffentlichen Vorführung. Denn Demütigung vor Publikum, so Frevert, diene auch der Stabilisierung von Macht. Der Pranger ist damit auch in der Moderne keineswegs abgeschafft.
Im Gespräch mit Renata Schmidtkunz analysiert Ute Frevert, wie Emotionen den Lauf der Geschichte beeinflussten und bewusst benutz wurden, um Macht herzustellen und zu bewahren.
Service
Literatur von Ute Frevert:
"Kapitalismus, Märkte und Moral", Taschenbuch, Residenz, Wien/Salzburg 2019
"Die Politik der Demütigung. Schauplätze von Macht und Ohnmacht", S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2017
"Vergängliche Gefühle (Historische Geisteswissenschaften. Frankfurter Vorträge)", Wallstein Verlag, Göttingen 2013
"Vertrauensfragen. Eine Obsession der Moderne", C.H. Beck Verlag, München 2013