Edward Gardner

Edward Gardner - BENJAMIN EALOVEGA

Das Ö1 Konzert

Bruchs Ekel und Tschaikowskys Selbstzweifel

Bergen Philharmonic Orchestra, Dirigent: Edward Gardner; Johan Dalene, Violine.
Örjan Matre: Lyrische Stücke (Teilwiedergabe) Max Bruch: Violinkonzert Nr. 1 g-Moll op. 26 Nicolò Paganini: Caprice Nr. 24 a-Moll (Zugabe) * Peter Iljitsch Tschaikowsky: Symphonie Nr. 5 e-Moll op. 64 (aufgenommen am 14. November 2019 im Grieg Saal, Bergen). Präsentation: Peter Kislinger

Das Bruch-Konzert

Wer vom "Bruch-Konzert" redet, sät bei Unkundigen ein Missverständnis, handelt es sich doch um eines der bestgeleimten, süffigsten Konzerte der Violinliteratur und eines der häufigst aufgenommen obendrein. Max Bruch hat es 1866 im Alter von 28 Jahren begonnen und zwei Jahre später umgearbeitet. Der Erfolg machte Bruch nicht so recht froh. Er hatte vorausgesagt, nur dieses Werkes wegen werde man sich an ihn in 50 Jahren noch erinnern. Das war und ist tatsächlich unfair seinen anderen Werken gegenüber, von denen noch gut 90 folgten, bevor Max Bruch 1920 verstarb, aber die Prophezeiung sollte sich bewahrheiten. Dem Sterbedatum nach ist Max Bruch ein Komponist des 20. Jahrhunderts, geboren wurde er 1838 in Köln.

Bruchs Ekel

Seinem Verleger klagte er: "Nichts gleicht der Trägheit, Dummheit und Dumpfheit vieler deutscher Geiger. Alle vierzehn Tage kommt einer und will mir das erste Concert vorspielen: ich bin schon grob geworden und habe zu Ihnen (sic) gesagt: 'Ich kann dieses Concert nicht mehr hören - habe ich vielleicht nur dieses eine Concert geschrieben? Gehen Sie hin und spielen Sie endlich einmal die anderen Concerte, die ebenso gut, wenn nicht besser sind!'"

Seinem Ärger machte er sich noch 25 Jahre später in einer polemischen Xenie Luft: "Da sich in neuester Zeit das erstaunliche Factum ereignet, / Daß die Geigen von selbst spielten das erste Konzert, / Machen wir schleunigst bekannt zur Beruhigung ängstlicher Seelen, / Daß wir besagtes Concert hierdurch verbieten mit Ernst."

Der mit Doppelgriffen nicht eben geizende Schluss-Satz erinnert an das, was vor Bartók und Kodály als typisch ungarisch galt. Schuld daran war vielleicht der Solist der Uraufführung, der Auftraggeber des Konzerts, der im ehemals ungarischen Kittsee (Köpcsény) bei Pressburg geborene Geiger, Komponist und Dirigent Joseph Joachim, dem dann Johannes Brahms sein einziges Violinkonzert widmen sollte.

Tschaikowskys Selbstzweifel

1888, 20 Jahre nach Bruchs 1. Violinkonzert, wurde Tschaikowskys 5. Symphonie uraufgeführt. Die Sätze durchzieht ein Leitthema, das "Schicksalsmotiv". Tschaikowsky gab dem Werk einige außermusikalische Hörhilfen mit auf den Weg in den Konzertsaal. Der 1. Satz: "Introduktion. Völlige Ergebung in das Schicksal oder . in den unergründlichen Ratschluss der Vorsehung. - Allegro: Murren, Zweifel, Klagen, Vorwürfe." Der 2. Satz stelle die Frage, ob man sich "dem Glauben in die Arme werfen" soll, ein Hornsolo stimmt das Hauptthema an. Tschaikowsky sprach von einem "Lichtstrahl", der vom Schicksalsmotiv" kurz gestört wird, ebenso störend macht es sich im Walzer des 3. Satzes bemerkbar. Quälende Selbstzweifel - vor allem an der Qualität des mit Andante maestoso, Allegro vivace überschriebenen Schlusssatzes - wichen bereits während der Proben Euphorie.

Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Örjan Matre / *1979
Titel: Lyrische Stücke für Orchester (19:33)
* Nr. 1
Orchester: Bergen Philharmonic Orchestra
Leitung: Edward Gardner
Länge: 02:55 min
Label: EBU

Komponist/Komponistin: Max Bruch/1838 - 1920
Titel: Konzert für Violine und Orchester Nr.1 g-moll op.26
* Allegro moderato - 1.Satz
* Adagio - 2.Satz
* Finale; Allegro energico - 3.Satz
Violinkonzert
Solist/Solistin: Johan Dalene / Violine
Orchester: Bergen Philharmonic Orchestra
Leitung: Edward Gardner
Länge: 23:38 min
Label: EBU

Komponist/Komponistin: Niccolo Paganini/1782 - 1840
Gesamttitel: Capricen Nr.1 - 24 op.1 für Solovioline
Titel: Caprice op.1 Nr.24 a-Moll für Violine
Solist/Solistin: Johan Dalene / Violine
Länge: 04:20 min
Label: EBU

Komponist/Komponistin: Peter Iljitsch Tschaikowsky/1840 - 1893
Titel: Symphonie Nr.5 e-Moll op.64
* Andante. Allegro con anima - 1.Satz
* Andante cantabile, con alcuna licenza; Moderato con anima - 2.Satz
* Valse. Allegro moderato - 3.Satz
* Finale : Andante maestoso. Allegro vivace - 4.Satz
Orchester: Bergen Philharmonic Orchestra
Leitung: Edward Gardner
Länge: 45:14 min
Label: EBU

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