AP/ALESSANDRA TARANTINO
Gedanken für den Tag
Rainer Bucher über Christentum im Kapitalismus
Rainer Bucher, katholischer Theologe, über Christentum im postmodernen Kapitalismus - anlässlich des Tages der Arbeiterbewegung am 1. Mai
2. Mai 2020, 06:56
Die utopische kommunistische Idee des Systemwechsels ist ebenso gescheitert wie der katholische Versuch, geschlossene gegenkulturelle Räume aufzubauen. Das populistische Projekt nationalistischer Retro-Utopien aber kann nur in den Abgrund einer Eskalationsspirale nach unten führen. Es gibt kein "wahres Leben", weder im "Falschen" und schon gar nicht in einem imaginären "Richtigen".
Was es aber gibt, ist weniger falsches Leben im weniger Falschen. Es gibt im Christentum das Wissen, den Glauben und die Erfahrung, dass die Gnadenlosigkeit des Kapitalismus nicht alternativlos ist. Die realen Landschaften unserer Städte und Dörfer wie die individuellen Erinnerungslandschaften des christlichen Glaubens sind voller Orte leistungsbefreiten Da-Seins, voller Kunstwerke und Zeichen, die einen ganzen symbolischen Raum der Gnade und der Freiheit jenseits der vorherrschenden Semantiken und Symboliken des Kapitalismus eröffnen.
Das Christentum verfügt über Räume, in denen sich Alternatives zum Kapitalismus ereignet: der Kultus des Gottesdienstes und die Tat der Nächstenliebe in Barmherzigkeit und Gerechtigkeit, aber auch die Freude des gemeinsamen Feierns. All dies ist Ausdruck der befreienden Liebe und der bedingungslosen Hinwendung Gottes zum Menschen und das genaue Gegenteil einer gewinnorientierten Verwaltung der Welt.
Offene, leicht zugängliche christliche Erfahrungsorte, die in "unaufdringlicher Antreffbarkeit" jene Landschaft christlicher Ereignisräume der Freiheit und der Gnade schaffen, die es im Kapitalismus dringend braucht. Das wäre vom Christentum zu leisten.
"Wir vergessen so oft die Musik deines Geistes. Wir haben aus unserem Leben eine Turnübung gemacht. Wir vergessen, dass es in deinen Armen getanzt sein will", so hat das die französische Mystikerin Madleine Delbrêl gesagt.
Das Leben tanzen in den Armen von Gottes Liebe: Der Kapitalismus kann das nicht, kann man es in unseren Kirchen lernen?
Service
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Sendereihe
Gestaltung
Übersicht
Playlist
Komponist/Komponistin: Richard Rodgers/1902 - 1979
Album: JAZZ LOVE SONGS AFTER DARK
Titel: My funny Valentine/instr. / aus dem Musical "Babes in arms"
Solist/Solistin: Chet Baker /Trompete m.Begl.
Ausführender/Ausführende: Gerry Mulligan /Baritonsaxophon
Ausführender/Ausführende: Carson Smith /Bass
Ausführender/Ausführende: Chico Hamilton /Drums
Länge: 02:57 min
Label: Universal/Playboy Jazz 7230250