ORF/URSULA HUMMEL-BERGER
Vom Leben der Natur
Die Brennnessel - ein unterschätztes Multitalent
Die Heilpflanzenexpertin Petra Regner-Haindl spricht über die Brennnessel.
Teil 5: Ein unverzichtbares Kraut im Garten
Gestaltung: Nora Kirchschlager
8. Mai 2020, 08:55
In Österreich wachsen drei Brennnesselarten. Die unbekannteste ist die Kiew-Brennnessel. Sie steht unter Naturschutz und kommt hierzulande nur in den March-Thaya-Auen vor. In ganz Österreich hingegen wachsen die Große und die Kleine Brennnessel. Die Große Brennnessel kann bis zu anderthalb Meter hoch werden, die Kleine nur 30 cm.
Typisch für die Brennnessel sind ihre Brennhaare, die sich an der Oberseite der gezähnten, herzförmigen Blätter befinden. Sie sind nicht vordergründig dazu da, um uns Menschen zu ärgern, sondern dienen der Pflanze als Fraßschutz. Diese Brennhaare sind spitze Röhrchen, die mit einer Brennflüssigkeit - bestehend aus Histamin, Serotonin und Ameisensäure-ähnlichen Inhaltsstoffen - gefüllt sind.
Die Brennnessel ist ein sehr gesundes Kraut. Zubereitungen aus den Blättern (etwa ein Tee) wirken harntreibend, entzündungshemmend und immunmodulierend. Medizinische Anwendungsbereiche sind unter anderem die Rheumatoide Arthritis und entzündliche Erkrankungen der Harnwege. Die Brennnesselwurzel hingegen lindert die Symptome einer gutartigen Prostatavergrößerung. Dazu zählen schmerzhaftes und häufiges Wasserlassen.
Die Brennnessel kann aber noch viel mehr: In früheren Zeiten war sie ein fixer Bestandteil der heimischen Küche. Heute kochen damit vor allem an Wildkräutern Interessierte. Und davon gibt es immer mehr. Mit Brennnesselblättern kann man Spinat, Laibchen, Smoothies und vieles mehr machen. Und auch die nussig schmeckenden Samen haben es in sich.
Über Jahrtausende hinweg wurde die Brennnessel auch zur Erzeugung von Stoffen und Schnüren verwendet - und man kann mit ihr Textilien färben.
Und auch im Garten ist sie ein unverzichtbares Kraut. Mit der Brennnesseljauche oder einer Brennnesselbrühe kann man seine Gemüsepflanzen auf natürliche Art düngen und auch Schädlinge wie Blattläuse los werden.
Service
GESPRÄCHSPARTNERIN:
Petra Regner-Haindl
Kräuterpädagogin
Weinviertler Kräuterakademie
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