Arzt greift zu Werkzeug

APA/AFP/MARCELLO PATERNOSTRO

Punkt eins

Mehr Leichen beschauen

Warum die geringe Anzahl an Obduktionen in Österreich gesundheitspolitische und kriminalistische Probleme aufwirft.
Gäste: Prof. Dr. Walter Rabl, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Gerichtliche Medizin, Gerichtsmediziner und Sachverständiger & Thomas Trescher, Journalist.
Moderation: Elisabeth Scharang.
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"In Österreich wird zu wenig obduziert", beklagt Walter Rabl, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Gerichtliche Medizin. Immerhin werden auf Grund der klinischen Obduktionen und der Todesursachenstatistik, die daraufhin erstellt wird, Gesundheitsmittel vergeben. Wenn diese Statistik nicht aussagekräftig ist, weil zu wenig Zahlen zur Verfügung stehen, kann das gefährliche, gesundheitspolitische Langzeitfolgen haben.

Neben den gesundheitspolitischen Aspekten geht es auch um die Kriminalstatistik: Bleiben in Österreich viele Morde unentdeckt, weil die Todesfälle auf Grund fehlender Obduktionen als natürliche Tode qualifiziert werden? "Bei Tötungsdelikten wie Mord, fahrlässiger Tötung, Totschlag, dürfte für Österreich ein Verhältnis von "erkannt" zu "unerkannt" von eins zu zwei durchaus realistisch sein", sagt der Gerichtsmediziner und Sachverständige Walter Rabl, der auch an der Gerichtsmedizin in Innsbruck unterrichtet.

Der Journalist Thomas Trescher beschäftig sich seit Jahren mit dem österreichischen Justizsystem. Neben den klinischen Obduktionen für die Todesursachenbestimmung gibt es die gerichtlich beauftragten Obduktionen, die von Seiten der Staatsanwaltschaft in Auftrag gegeben werden; zumeist um die Todesursache durch Fremdeinwirkung zu untersuchen. Bei Recherchen über die Gründe für die steigende Zahl an Verstorbenen mit "unbekannter Todesurasche", stieß der Journalist auf unentdeckte Tötungsdelikte. In seinem Sachbuch "Tot geschwiegen" stellt Trescher die Frage: Was ist, wenn die niedrige Mordrate und die hohe Aufklärungsquote in Österreich an der Anzahl unentdeckter Morde hängen?

In Punkt eins diskutiert Elisabeth Scharang mit Walter Rabl und Thomas Trescher über die Auswirkungen und Ursachen der geringen Zahl an Obduktionen in Österreich. Wie einfach ist es, als Totenbeschauarzt eine sanitätspolizeiliche Obduktion anzuordnen? Wie handhaben das die zuständigen Behörden in den unterschiedlichen Bundesländern? In welchem Zeitraum muss eine Obduktion stattfinden, um ein verlässliches und brauchbares Ergebnis zu erzielen?

Was halten Sie von Obduktionen und Leichenbeschau? Wie wichtig ist eine genaue Todesursachenbestimmung nicht nur für die Behörden, sondern auch für die Hinterbliebenen? Liegen die geringen Zahlen an Obduktionen auch an dem verhaltenen Umgang unserer Gesellschaft mit dem Sterben und dem Tod?

Diskutieren Sie mit unter punkteins(at)orf.at oder unter 0800 22 69 79 während der Sendung.

Sendereihe

Playlist

Urheber/Urheberin: Celeste
Titel: Strange
Ausführender/Ausführende: Celeste
Länge: 03:13 min
Label: Polydor

Urheber/Urheberin: Trent Reznor
Titel: Hurt
Ausführender/Ausführende:
Johnny Cash
Länge: 03:34 min
Label: American Recordings, Universal

Urheber/Urheberin: B. Fleischmann
Titel: Composure
Ausführender/Ausführende: B. Fleischmann
Länge: 05:35 min
Label: Morr Records

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