Christiane Floyd

UNIVERSITÄT PADERBORN

Da capo: Im Gespräch

Christiane Floyd, Software- und Informatikpionierin

Die Gleichsetzung von Mensch und Maschine lehne ich ab. Die Informatikpionierin Christiane Floyd

"Die Gleichsetzung von Mensch und Maschine lehne ich entschieden ab. Und auch die Datenschatten, die wir mittlerweile alle werfen, und die so leicht erkannt sein können, haben ein bedrohliches Ausmaß angenommen!"

Die digitale Revolution hat unsere Welt grundlegend verändert. Künstliche Intelligenz und Robotik bestimmen viele Lebensbereiche. Maschinen werden menschenähnliche Eigenschaften verliehen, sie erobern den Weltraum und die Nanowelten.

Christiane Floyd hat den Siegeszug der Computerisierung und Digitalisierung durch ihre jahrzehntelange wissenschaftliche Arbeit mitgestaltet. 1943 als Christiane Riedl in Wien geboren, studierte sie ab 1961 ebenda Mathematik, promovierte, arbeitete im Forschungslabor von Siemens in München und kam 1968 als Forscherin an die renommierte Stanford University - damals federführend in Computer Engineering. Das wilde Jahr 1968 hat Christiane Floyd zwar - wie sie selbst sagt - "den Boden unter den Füßen weggezogen", ihre wissenschaftliche Karriere aber nicht beeinträchtigt.

1978 war sie die erste Frau im deutschsprachigen Raum, die auf einen Software Engineering-Lehrstuhl an die TU Berlin berufen wurde, 1991 ereilte sie ein Ruf an die Universität Hamburg, wo sie bis zu ihrer Emeritierung lehrte und forschte. Seit 14 Jahren arbeitet Christiane Floyd regelmäßig im ostafrikanischen Land Äthiopien, wo sie einen Promotionslehrgang in Informatik aufbaute und derzeit in einem Projekt der Entwicklungszusammenarbeit tätig ist. Um die Mütter- und Kindersterblichkeit zu senken, entwickelt sie mit ihrem äthiopischen Team Info-Apps rund um das Thema sichere Geburt.

Mit dem Kybernetiker und radikalen Konstruktivisten Heinz von Foerster hat Christiane Floyd eine tiefe Freundschaft verbunden, seine erkenntnistheoretischen Zugänge haben ihre wissenschaftliche Arbeit stark beeinflusst. Gedanken macht sich die Softwarepionierin freilich über einen allzu leichtfertigen Umgang mit neuen Technologien, wie sie Andreas Obrecht verrät, der sie in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba zum Gespräch getroffen hat.

Service

Christiane Floyd (Autorin) und R.J. Sacker (Herausgeber, Übersetzer), "Software Development and Reality Construction", in englischer Sprache, Taschenbuch, Verlag Springer 2012

Dirk Siefkes (Hrg.), Anette Braun (Hrg.), Peter Eulenhöfer (Hrg.) u.a., "Pioniere der Informatik: Ihre Lebensgeschichte im Interview, deutsche Ausgabe, Verlag Springer 1998

Sendereihe

Gestaltung

  • Andreas Obrecht