Tschaikowskys Kampf zwischen Dunkelheit und Licht

24. Juni 2020, 11:30

Manfred Honeck, Chefdirigent des Pittsburgh Symphony Orchestra, war Bratschist im Wiener Staatsopernorchester und bei den Wiener Philharmonikern, spielte unter Bernstein und Karajan. Sein großes Vorbild als Dirigent war aber Carlos Kleiber. Die Frage, warum etwas wie gespielt werden soll, hat er von der Begegnung mit Kleiber in sein eigenes Wirken als Dirigent mitgenommen. Und Honeck ist ähnlich detailversessen wie Kleiber - was sich auch bei den sorgfältig edierten Live-Aufnahmen zeigt.

Honecks stetes Bemühen findet Widerhall, die Aufnahmen mit seinem Pittsburgh Symphony Orchestra scheinen in den letzten Jahren mit verlässlicher Regelmäßigkeit in den Nominierungslisten großer Plattenpreise auf, 2018 gewann er Grammys in gleich zwei Kategorien mit einer Einspielung mit Musik von Schostakowitsch und Barber.

Die jüngste CD verbindet Tschaikowskys Vierte mit dem Uraufführungsmitschnitt von Jonathan Leshnoffs neoromantischem Doppelkonzert für Klarinette und Fagott. Honeck überzeugt hier aufs zweite Hinhören. Hier ist nicht plumpes Muskelspiel auf Überwältigung aus - feingliedriges Musizieren sorgt für eine klare, zwischen Verzweiflung und Hoffnung austarierte Interpretation, bei der Honeck die Zügel immer fest in der Hand hat. Die dunklen, abgründigen Seiten dieses Werks werden dabei in ein eher mildes Licht setzt.

Service

Aktuelle Aufnahme:
Tschaikowsky, Leshnoff;
Pittsburgh Symphony Orchestra, Manfred Honeck;
Reference Recordings

Sendereihe

• Des Cis

Gestaltung

• Rainer Elstner