BERLINALE
Radiokolleg - Kunst im Schatten der islamischen Zensur
Reflexionen über den Iran in Film und Literatur (1). Gestaltung: Brigitte Voykowitsch
6. Juli 2020, 09:30
Bei der Berlinale 2020 ging der Goldene Bär an den iranischen Regisseur Mohammed Rasoulof. Er wurde für seinen Film "Es gibt kein Böses" ausgezeichnet, in dem er sich mit der Todesstrafe in seiner Heimat auseinandersetzt. Rasoulof konnte den Preis nicht persönlich entgegennehmen, eine Ausreise aus dem Iran wurde ihm verwehrt. Zugleich wurde ihm eine Haftstrafe angedroht. Den Goldenen Bären gewann bereits 2011 der Iraner Ashgar Panahi mit seinem Film "Nader und Simin: Eine Trennung". Und das sind nur zwei von zahlreichen internationalen Preisen, die iranischen Regisseuren in den vergangenen Jahrzehnten verliehen wurden.
Iranische Filme und Bücher stoßen in vielen Teilen der Welt auf reges Interesse. Dabei kann man in Übersetzungen in westliche Sprachen oft lesen, was im Iran in persischer Sprache nicht veröffentlicht werden darf. Die Revolution von 1979, das Islamische Regime und die strenge Zensur bilden den Hintergrund, vor dem sich das Leben abspielt. Iranische Kunstschaffende streben häufig danach, die Grenzen auszuloten und ein wenig auszudehnen. In ihren Werken verarbeiten sie eine große Vielfalt an Themen: die soziale Ungleichheit, Umweltfragen, die Lage der Frauen, zwischenmenschliche Beziehungen, Scheidung, Autoritätskritik, Träume von einem anderen Leben, Emigration und Exil, Alltagssorgen und Alltagskuriositäten. Filmemacher/innen und Autor/innen können in ihrer Bildersprache auf die Jahrtausende alte persische Kultur ebenso rekurrieren wie auf große internationale Traditionen.
Service
Literatur:
Amir Hassan Cheheltan, Der Zirkel der Literaturliebhaber (Beck 2020).
Amir Hassan Cheheltan, Iranische Dämmerung (Kirchheim 2015).
Amir Hassan Cheheltan, Der standhafte Papagei: Erinnerungen an Teheran 1979 (Matthes und Seitz 2018).
Fariba Vafi, Tarlan (Sujet-Verlag 2017).
Fariba Vafi, Kellervogel (Rotbuch-Verlag 2013).
Amin Farzanefar, Kino des Orients (Schüren Verlag 2004).
Hamid Naficy, A Social History of Iranian Cinema (Duke University Press 2011).
Links:
Visions of Iran: Iranisches Filmfestival Köln
Iranisches Filmfestival Zürich
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Gestaltung
- Brigitte Voykowitsch