AKW Zwentendorf mit Blumen

ORF/URSULA HUMMEL-BERGER

Hörbilder Spezial

Von der Idee zur Tat 7/9: Die Anti-Atomkraft-Bewegung

"Es hat Millionen gekostet, wir werden es nicht verrotten lassen". Zwentendorf 1978. Eine Republik entdeckt die direkte Demokratie. Feature von Gerald Navara

Pionierinnen und Wegbereiter in der "Hörbilder"-Sommerserie:
In einhelliger Meinung aller politischen Parteien wird Ende der 1960er-Jahre die Errichtung von drei Atomkraftwerken in Österreich beschlossen. Mit Zwentendorf an der Donau soll der Anfang gemacht werden. Unter der ÖVP-Alleinregierung Klaus erfolgt der Start zur Planung, unter der SPÖ-Regierung Kreisky 1972 der Baubeschluss. Kaum jemand kann sich vorstellen, dass dieses Kraftwerk zu einer innenpolitischen Kernspaltung der Republik im wahrsten Sinne des Wortes führen wird.

Von den etablierten Politikern anfangs unbemerkt, entwickelt sich langsam eine Bewegung gegen das Atomkraftwerk. Schließlich sind es hunderte Initiativen, die in ihrer Ausrichtung unterschiedlicher nicht sein können. Naturschützer, Mütter gegen Atom, Katholiken in mehreren Vereinigungen, Maoisten aus dem Kommunistischen Bund, Wissenschafter gegen Atomenergie, Studentenvereinigungen usw.

Für ÖVP, SPÖ und FPÖ werden die nun immer heftiger geführten Diskussion um für und wider zu parteiinternen Zerreißproben. In Folge der immer schärferen Auseinandersetzungen lässt Bundeskanzler Kreisky vom SPÖ-Parteivorstand eine Volksabstimmung beschließen. Bei Gewerkschaftern, aber auch Industriellen, führt das zu Irritationen, ist das AKW Zwentendorf doch praktisch fertig gestellt.

Die Wirtschaft reklamiert ein Milliardengrab an Investitionen. Mit einem gewaltigen Werbebudget wird nun von den Befürwortern versucht ein deutliches Ergebnis pro Zwentendorf zu erreichen. Der ÖGB steuert Demonstrationen von Arbeitnehmern in ganz Österreich dazu bei. Sogar Bundespräsident Kirchschläger wirbt in Werbebroschüren "Pro Zwentendorf".

Die Atomgegner mobilisieren ohne Millionenbudgets. Wer aber sind diese Aktivist/innen? Was sind ihre Beweggründe aufzustehen und eine ursprünglich einhellig beschlossene Sache zu bekämpfen, und wie gehen sie vor? So ist bis heute kaum bekannt, dass in einem kleinen Institut der Ludwig Boltzmann Gesellschaft die wesentlichen Fäden der Atomgegner zusammenlaufen ...

Am 5. November 1978 kommt die große Überraschung. Innenminister Lanc verkündet betreten das Ergebnis. Mit einer Mehrheit von 40.000 Stimmen setzen sich hauchdünn die Atomgegner durch. Und die Überraschung ist noch größer, als Bundeskanzler Kreisky erklärt, dass dieses Ergebnis ohne "Wenn und Aber" zu akzeptieren ist.

Ton: Fridolin Stolz
Redaktion: Elisabeth Stratka

Sendereihe

Gestaltung

  • Gerald Navara