Über das Impfen sprechen

3. September 2020, 13:00

"Es ist ein historischer Tag für Afrika" - mit diesen Worten verkündete die Weltgesundheitsorganisation WHO vor knapp einer Woche, dass der Wildtyp des Poliovirus (Kinderlähmung) in Afrika ausgerottet ist. In Deutschland dagegen wird seit etwa drei Jahren ein deutlicher Rückgang der Polio-Impfraten registriert. Auch Krankheiten wie Masern sind in Europa teilweise wieder auf dem Vormarsch.

Gerade in Ländern mit größerem Wohlstand ist Skepsis gegenüber Impfungen weit verbreitet; die Krankheiten werden häufig unterschätzt, weil man ihre Auswirkungen nicht mehr sieht und kennt. Seit einigen Jahren wird intensiv diskutiert, wie sich ein ausreichender Herdenschutz herstellen und die Durchimpfungsrate erhöhen ließe - damit auch jene Menschen vor diesen Krankheiten geschützt sind, die keine oder noch keine Impfungen erhalten können. Von einem verpflichtenden Arzt-Eltern-Gesprächen über die Kürzung von Beihilfen und Sozialleistungen bis zur Haftandrohung oder einer Impfpflicht - zumindest für Teile der Bevölkerung, wie das Gesundheitspersonal - reichen die Möglichkeiten.

Einige europäische Länder haben eine Impfpflicht bereits eingeführt; viele Kindergärten verlangen einen vollständigen Impfpass. Im Zuge der Covid-19-Pandemie erfährt die Debatte derzeit erneute Aktualität - auch wenn es noch keinen Impfstoff gibt. Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) kündigte am Dienstag - allerdings sehr vage - an: "Es könnte sein, dass bereits im Jänner eine Impfung in Österreich möglich ist."

"Impfen: Alltags- und Ausnahmesituationen" war der Titel des Österreichischen Impftages, einer Informationsveranstaltung für Medizinerinnen und Apotheker im Jänner 2020, den die Universitätsprofessorin Ursula Wiedermann-Schmidt wissenschaftlich geleitet hat. Mit Covid-19 ist eine globale Ausnahmesituation eingetreten und vielen Menschen wurde bewusst, dass sie mit ihrem Verhalten in der Pandemie nicht nur eine rein persönliche Entscheidung treffen - es geht um den Schutz der Mitmenschen.

Ursula Wiedermann-Schmidt leitet das Institut für Spezifische Prophylaxe und Tropenmedizin der MedUni Wien und spannt den Bogen im Gespräch mit Barbara Zeithammer und den Hörerinnen und Hörern von Punkt eins vom alltäglichen Ärztin-Patient-Gespräch über den Umgang mit Impfskeptikerinnen und Impfgegnern - etwa 1-3% der Bevölkerung - bis zur wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit dieser besonderen Form der Kommunikation.

Sie sind herzlich eingeladen, sich mit Ihren Beiträgen an einer sachlichen Diskussion zum Thema zu beteiligen - unter 0800 22 69 79 erreichen Sie uns kostenlos aus ganz Österreich live in der Sendung oder Sie schreiben ein E-Mail an punkteins(at)orf.at

Sendereihe

• Punkt eins

Gestaltung

• Barbara Zeithammer