SABINE GLASL-TAZREITER
Vom Leben der Natur
Tollkirsche, Seidelbast & Co - attraktiv, aber gefährlich
Die Pharmakognostin Sabine Glasl-Tazreiter spricht über giftige Herbstfrüchte
Teil 5: Die Einbeere
Gestaltung: Ilse Huber
16. Oktober 2020, 08:55
Sie sind trügerisch: Mit leuchtenden Farben und einladend fleischigen Früchten reizen sie geradezu zum Hineinbeißen - doch manche Herbstfrüchte sind giftig. Ihre Wirkung beim Verzehr reicht von leichter Übelkeit bis zum Tod.
Das hängt auch von der Tierart ab. Grünfinken vertragen die Früchte des Seidelbastes, während Rinder Vergiftungserscheinungen nach dem Verzehr aufweisen. Für den Menschen sind die Früchte letal, ab einer bestimmten Anzahl.
Die für den Menschen hochtoxische Tollkirsche wiederum ist für andere Lebewesen nicht gefährlich. Kaninchen besitzen Enzyme, die ohne Probleme die Tropanalkaloide der schwarzglänzenden Beere aufspalten können.
Hühner haben Probleme mit der ebenfalls schwarzen Einbeere. Sie enthält Steroid-Saponine.
Die Eibe besitzt schöne rote Beeren, die einen Samenmantel bilden. Der Samen ist giftig, enthält er doch Taxanderivate, die auch in den Nadeln zu finden sind. Schlecht für Pferde und Esel, die daran knabbern.
Das rosa-orange-rote Pfaffenkapperl schaut wie eine Bischofsmütze im Miniaturformat aus, enthält aber herzwirksame Digitalis-Glykoside. Pferde, Schafe, Ziegen können sich vergiften, und der Mensch leidet an kolikartigen Krämpfen, die bis zum Kreislaufkollaps führen können, wenn die Früchte gegessen werden.
Und warum hat die Pflanze überhaupt diese Giftstoffe? Sie will überleben und weiterverbreitet werden. Die Tiere fressen die Frucht, der Samen wird ausgeschieden - ein neuer Standort besiedelt!
Service
GESPRÄCHSPARTNERIN:
Univ.-Prof. Dr. Sabine Glasl-Tazreiter
Universität Wien
Department für Pharmakognosie
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