Lichtspiel mit Herbstblatt

APA/BARBARA GINDL

Gedanken für den Tag

Rainer Bucher über Religion und Heimat

"Unbehaust und geborgen zugleich". "Heimat ist kein Ort, kein Raum, sondern ein Gefühl", meint der katholische Theologe Rainer Bucher

In seinem bemerkenswerten Buch "Die Gesellschaft der Angst" hat der Soziologe Heinz Bude eine Beobachtung notiert, die erklären könnte, warum aktuell rechtspopulistische Bewegungen und Parteien erfolgreich werden.

Wenn vorgefertigte Erwartungen auf überraschende, nicht erwartete und verstörende Wirklichkeiten treffen, dann wird die Wahrnehmung der eigenen Existenz prekär. Wer die dann aufkommende Unsicherheit nicht mehr aushalten könne, wer sich selbst nicht von außen betrachten könne, brauche den Schnitt zwischen innen und außen, zwischen "denen" und "uns", brauche den Ausschluss der anderen, um mit seiner "Angst vor der Angst" fertig zu werden.

Der Ausschluss des störenden Anderen: Das ist die dunkle Seite des Konzepts "Heimat". Dass Heimatverlust dann ausgerechnet von jenen beklagt wird, die ihre Heimat behalten haben, und jenen vorgeworfen wird, die ihre Heimat wirklich verlassen mussten, ist nur eine skurrile Facette dieses dunklen Heimatbegriffs. Mit dieser Facette operiert der globale Rechtspopulismus. Er verspricht, die Vorteile der kapitalistischen Dynamisierung genießen zu können, ohne deren kulturelle Verunsicherungskosten bezahlen zu müssen. Es stellen sich ja auch die ängstlichen Massen und nicht die selbstsicheren Eliten gegen die Beschleunigungsgesellschaft und ihre diversen Zumutungen. Deren größte aber ist der Selbstverständlichkeitsverlust der eigenen Lebensform und damit der Verlust des Gefühls der Einbettung der eigenen Existenz in die Umgebung, mithin: der "Heimatverlust".

Das setzt dann die fatale Eskalationsspirale des "Rette sich, wer kann" in Gang. Sie arbeitet mit "We first"-Rhetoriken und romantischen Heimat-Retro-Utopien. Sie leistet dem Hass auf die irritierenden anderen Vorschub und führt, wie jeder Egoismus, irgendwann in den Abgrund. Dagegen hilft, der eigenen Angst nicht zu folgen, mit anderen Worten: Es hilft die alte Tugend der Tapferkeit.

Service

Buch, Heinz Bude, "Gesellschaft der Angst", Hamburger Edition

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Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: John Kander/geb.1927
Textdichter/Textdichterin, Textquelle: Fred Ebb/1932 - 2004
Vorlage: Christopher Isherwood
Vorlage: John van Druten
Gesamttitel: CABARET / Musical in 2 Akten / Gesamtaufnahme
Titel: 17. I don't care much / Emcee (00:02:53)
2.AKT
Ausführende: Original Broadway Cast /< Revival 1998 >
Leitung: Patrick Vaccariello
Orchester: Unbekannt
Solist/Solistin: Alan Cumming /Gesang - Emcee < Conferencier >
Solist/Solistin: Mary Louise Wilson /Gesang - Frl. Schneider
Solist/Solistin: Natasha Richardson /Gesang - Sally Bowles
Solist/Solistin: John Benjamin Hickey /Gesang - Clifford Bradshaw
Solist/Solistin: Ron Rifkin /Gesang - Hr. Schultz
Ausführender/Ausführende: Two Ladies :
Solist/Solistin: Erin Hill /Gesang
Solist/Solistin: Michael O'Donnell /Gesang
Solist/Solistin: Alex Bowen /Gesang - Knabensopran
Solist/Solistin: Michele Pawk /Gesang - Frl. Kost
Solist/Solistin: Denis O'Hare /Gesang - Ernst Ludwig
Ausführende: The Kit Kat Girls & Boys
Ausführende: Company
Länge: 02:53 min
Label: RCA Victor 09026631732

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