Wasser, Gras und Sonnenuntergang

AP/ROBERT F. BUKATY

Gedanken für den Tag

Julia Schnizlein über Kraft- und Informationsquellen

"Zu den Quellen". Die Pfarrerin der Lutherischen Stadtkirche Wien, Julia Schnizlein, fragt nach moderner Quellenkritik

Was ist wichtig im Leben? Was trägt uns - und was bleibt von uns, wenn wir gehen? Ich finde ja, die meisten Menschen stellen sich diese Fragen viel zu selten. Viele sind gefangen im Hamsterrad des Alltags, stets bemüht, es so reibungslos wie möglich am Laufen zu halten.

Ich kenne das. Mein eigenes Leben ist nicht anders. Und doch bin ich als Seelsorgerin vermutlich öfters als andere mit den grundlegenden Themen des Lebens konfrontiert. Vor allem während des Lockdown, als die Zerbrechlichkeit des Lebens so schmerzlich zu Tage getreten ist, haben viele die Frage nach dem Sinn des Lebens wieder lauter gestellt. Die Frage nach dem, was wirklich zählt.

"Das Leben wird vorwärts gelebt und rückwärts verstanden", hat der dänische Philosoph und Theologe Søren Kierkegaard einmal gesagt. Daher lohnt es sich, an das Ende des Lebens zu blicken, um Rückschlüsse auf das Leben selbst zu bekommen. In Gesprächen mit Sterbenden wird klar, dass am Ende des Lebens oft die Dinge schwerer wiegen, die wir unterlassen haben, als die, die wir getan haben. Da geht es viel um Aussöhnungen, die nie stattgefunden haben. Es geht um mangelnde Anerkennung, um Schritte, die nie gesetzt wurden und um verpasste Momente. Es geht um Lebenszeit, die nicht richtig genutzt wurde.

Was von uns bleibt, wenn wir gehen, erzählen Hinterbliebene in Trauergesprächen. Sehr selten geht es da um das, was zu Lebzeiten wichtig erscheint. Um Einkommen, Ansehen, Erfolg. Es geht um kleine Momente und gemeinsam Erlebtes. Das Lied zum Einschlafen. Das Baumhaus im Garten. Der unbezahlbare Ratschlag. Die Hand, die sich tröstend auf eine andere gelegt hat. Die Erinnerungen drehen sich um Zeit, die geschenkt wurde, und Worte, die gefunden wurden.

Oder in den Worten des Theologen Albert Schweitzer: "Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen."

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Sendereihe

Gestaltung

Übersicht

Playlist

Komponist/Komponistin: Georg Philipp Telemann
Album: TELEMANN & LUTHER: "EIN FESTE BURG IST UNSER GOTT"
* Andante - 3.Satz (00:01:26)
Titel: Sonate für 2 Violinen, Viola da gamba und Cembalo in e-moll TWV 112d
Populartitel: Triosonate
Ausführende: Concerto Melante
Leitung: Raimar Orlovsky
Ausführender/Ausführende: Raimar Orlovsky /Violine
Ausführender/Ausführende: Philipp Bohnen /Violine
Ausführender/Ausführende: Ulrich Wolff /Viola da gamba
Ausführender/Ausführende: Léon Berben /Cembalo
Länge: 01:26 min
Label: deutsche harmonia mundi 889853

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