Kopfsteinpflaster

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Gedanken für den Tag

Jussef Ghannam über sein Leben in Österreich

"Mein Syrien - mein Österreich". Als 15-Jähriger musste Jussef Ghannam flüchten. In einer österreichischen Familie lernte er Deutsch und besucht seit drei Jahren das Camillo-Sitte-Bautechnikum in Wien

Vor dem Bürgerkrieg war Syrien ein sehr modernes, sicheres Land. Aus meiner Erinnerung kann ich nur sagen, dass die Menschen in Syrien sehr gastfreundlich und hilfsbereit waren. 2011, als der Krieg begonnen hat, war ich 11 Jahre alt. Ich war davor nie in Gefahr gewesen und habe mich - wie alle Kinder - überall frei bewegen können.

Ich habe mein Zuhause, unser Haus und unseren Garten so geliebt, dass ich mir nicht vorstellen konnte jemals woanders zu leben. Meine Familie bestand aus meinen Eltern und meinen vier Geschwistern. Wir haben in einer Villa am Rande von Aleppo gewohnt. Mein Vater war ein Bauunternehmer und hatte eine eigene Firma, meine Mutter war mit uns Kindern zu Hause. Sie liebte ihren Garten und beschäftigte sich viel mit Kräutern und natürlichen Heilmethoden.

Meine Eltern haben außerdem ein Haus am Meer besessen, in Tartus, wo wir sehr oft unsere Ferien verbracht haben. In meiner Freizeit habe ich, so wie österreichische Kinder, Fußball gespielt, Verstecken, ich bin viel Rad gefahren und habe mich mit meinen Freunden im Freien ausgetobt. Meine Schule war ca. einen Kilometer von unsrem Haus entfernt und wir sind jeden Morgen zu Fuß hingegangen. In Syrien gibt es nur einen Schultypus, die ersten Jahre sind Buben und Mädchen zusammen in einer Klasse, später getrennt. Das Lernen ist mir leichtgefallen und ich bin gerne in die Schule gegangen. Mathematik war mein Lieblingsfach. Ich verbinde sie heute noch mit meinem Vater und seinem Büro.

Mein bester Freund war damals Mohammad. Er stammte aus Palästina und war als kleines Kind nach Syrien gekommen. Wir haben sehr viel gemeinsam unternommen und waren fast unzertrennlich. Jetzt sehen wir uns nur noch online. Mohammed musste Syrien 2015 nicht verlassen, denn er war der einzige Sohn in seiner Familie und ist auf Grund der syrischen Gesetze deswegen nicht zum Militärdienst eingezogen worden.

Service

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Sendereihe

Gestaltung

Übersicht

Playlist

Komponist/Komponistin: Nick Cave
Komponist/Komponistin: Warren Ellis
Album: WHITE LUNAR
Titel: What must be done/instr. / aus dem Film "The assassination of Jesse James by the coward Robert Ford" / "Die Ermordung des Jesse James durch den Feigling Robert Ford"
Ausführende: Nick Cave /Instrumental
Ausführende: Warren Ellis /Instrumental
Länge: 01:56 min
Label: Mute/EMI 9646632 (2 CD)

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