Omar Souleyman

AFP/DANIEL SANNUM LAUTEN

Spielräume

Syrische Popmusik in der Diaspora

Musik aus allen Richtungen mit Rainer Elstner. Was bleibt von Syriens Musikszene? Popmusik in der Diaspora

Der Sänger Omar Souleyman hat es geschafft, syrische Hochzeitsmusik bekannt und trendy zu machen. Er tritt mit seinen mitreißend scheppernden Elektrobeats seit Jahren im Rahmen großer Musikfestivals auf der ganzen Welt auf - in Österreich etwa 2016 beim Donaufestival in Krems.

Politisch hält sich Souleyman zurück, er singe nur über die Liebe, sagt er in Interviews. Wenn man mit Popmusik in Syrien selbst Erfolg haben will, muss man sich dem herrschenden Regime anpassen.

Kritische Stimmen syrischer Musiker und Musikerinnen gibt es aus der Diaspora. So treffen etwa syrische Bands im Libanon auf eine vielfältige Musikszene, die sich als Gegenkultur zur panarabischen Satelliten-TV-Pop-Industrie versteht.

Rapper und Produzent Bu Kolthoum lebt mittlerweile in den Niederlanden. Er singt über die katastrophalen Zustände in seiner Heimat Syrien und über die Kraft der Frauen - weitab der gängigen Hiphop-Klischees.

Auch der syrische Produzent Psychaleppo geht in spielerischer Weise mit seinem musikalischen Erbe um. Hinter Psychaleppo steckt Samer "Zimo" Saem Eldahr. In seinem Künstlernamen Psychaleppo verbirgt sich sein Geburtsort Aleppo, vor dem Krieg neben Damaskus das musikalische Zentrum Syriens. Der erste Wortteil von Psychaleppo spielt auf psychedelische Musik der 1960er Jahre an - aber nicht als Genre, sondern als Herangehensweise, als Konzept progressiver Musik.

Über Beirut kam er in die USA, wo er jetzt lebt. Er hat in Rockbands gespielt, aber auch immer traditionelle arabische Musik in seine Tracks einfließen lassen. Dabei hat er ein Genre geformt, das man heute "electro-tarab" nennt: Er bezieht sich auf das arabische Konzept des Tarab, das den Moment eines Gefühls beschreibt, das durch Musik und Tanz in uns ausgelöst wird. Im Track "Tarab Dub" verwebt Psychaleppo dieses Konzept mit dem Sound der aus Jamaika stammenden Dub-Musik.

Besonders gut vernetzt in der syrischen Musikszene ist Damon Albarn, einst Kopf der Band Blur. Er hat ein Projekt mit Mitgliedern des Syrian National Orchestra for Arabic Music realisiert, zu einem Zeitpunkt, zu dem die meisten der Musiker und Musikerinnen als Flüchtlinge über die ganze Welt verstreut waren, manche allerdings in Syrien geblieben sind. Viele von ihnen wieder zusammenzubringen dürfte eine delikate Aufgabe gewesen sein. 2016 ist man auf Tournee gegangen - als Gesangs-Solistin war die in Syrien geborene Sängerin Faia Younan mit dabei. 2014 hat sie mit ihrer Schwester Rihan ein umstrittenes Friedenslied aufgenommen.

Service

Facebook - Bu Kolthoum
Psychaleppo
albawaba - Interview: Hello Psychaleppo
Faia Younan
Qantara - Deutsche Welle - Peinlicher Medienhype
Egypt Today - Faia Younan named Best Syrian Singer at Daf Bama Awards
Guardian - Omar Souleyman: the Syrian wedding singer wooing the west
stepfeed - Meet the Syrian rappers revolutionizing Arabic hip hop

Sendereihe

Gestaltung

  • Rainer Elstner

Übersicht

Playlist

Komponist/Komponistin: Bu Kolthoum
Titel: Zamilou
Ausführende: Bu Kolthoum
Länge: 02:22 min
Label: Bu Kolthoum

Komponist/Komponistin: Samer Saem Eldahr
Titel: Tarab Dub
Ausführende: Psychaleppo
Länge: 05:48 min
Label: Psychaleppo

Komponist/Komponistin: Faia Younan
Album: Africa Express Presents. the Orchestra of Syrian Musicians & Guests
Titel: Yah Mahla El Fus'ha
Ausführende: The Orchestra of Syrian Musicians
Solist/Solistin: Faia Younan
Länge: 04:11 min
Label: Transgressive

Komponist/Komponistin: Omar Souleyman
Titel: Wenu Wenu
Ausführende: Omar Souleyman
Länge: 04:45 min
Label: Domino LC10192

Komponist/Komponistin: Bu Kolthoum
Titel: Jouwana
Ausführende: Bu Kolthoum
Länge: 03:24 min
Label: Bu Kolthoum

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