Jussef Ghannam über sein Leben in Österreich

14. November 2020, 06:56

Ich bin hier in Österreich von Anfang an immer gerne in die Schule gegangen. Zuerst ein Jahr ins Schottengymnasium, später in die Camillo Sitte Fachschule für Bauwesen, die ich im kommenden März abschließen werde. Danach muss ich mich für einen passenden Weg entscheiden, der zur Matura führt. Mein Ziel ist es, wie mein Vater in Aleppo, Baumeister zu werden.

Neben der Schule versuche ich mir Zeit für meine Hobbys zu nehmen, die sich seit Syrien nicht verändert haben. Ich bewege mich gerne und treibe viel Sport. Sogar das Schifahren habe ich im letzten Winter erlernt. Und natürlich treffe ich mich gerne mit meinen Freundinnen und Freunden.

In Österreich habe ich Freundschaften mit Jugendlichen verschiedener Nationalitäten geschlossen, aber enge Freundschaften habe ich nur ein paar. Sie bedeuten mir sehr viel. Ich weiß, dass mich viele Jugendliche komisch finden, weil ich mich vielleicht ein bisschen zu sehr an die Regeln halte oder weil mich viele Themen, die Jugendliche heutzutage sehr beschäftigen, nicht interessieren. Das hat vielleicht auch mit meiner Herkunft und meinen Erfahrungen zu tun.

Woran ich mich hier noch gewöhnen musste, ist natürlich die total andere Küche. Ich finde das Essen hier sehr lecker, obwohl das Angebot im Vergleich zur arabischen Küche viel geringer ist. Am liebsten esse ich Wiener Schnitzel oder Ofenkartoffeln. Ich liebe auch Süßes. Unsere syrischen Nachspeisen sind ein bisschen süßer und viel aufwändiger gemacht als die österreichischen, meistens aus Nüssen, Käse, Honig und Zucker. Ich persönlich mag beide. Aber wenn es um Frühstück geht, dann muss ich zugeben, dass das syrische leckerer und vielfältiger ist.

Im Grunde glaube ich, dass es mein Leben bereichert hat, in zwei Kulturen Zuhause zu sein, auch wenn die Umstände, die mich nach Österreich geführt haben, sehr traurige waren.

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• Gedanken für den Tag

Gestaltung

• Alexandra Mantler

Übersicht

• Nebenan: Syrien