Beate Winkler über die Kunst der Möglichkeit

4. Dezember 2020, 06:56

"Ich suche nicht, ich finde. Suchen, das ist das Ausgehen von alten Beständen und ein Finden-Wollen von bereits Bekanntem. Finden, das ist das völlig Neue. Alle Wege sind offen und was gefunden wird, ist unbekannt." Diese Worte von Pablo Picasso treffen einen wesentlichen Aspekt, wenn es um die Kunst der Möglichkeit geht.

Vor einigen Jahren habe ich mich selbst auf einen tiefgreifenden Veränderungsprozess eingelassen und meine bisherigen erfolgreichen Pfade verlassen. In dieser Situation - ganz gegen meine sonstige Gewohnheit - verfiel ich nicht in hektisches Tun, sondern wurde still, hörte mir zu und ließ Antworten in mir entstehen. Dieser Weg war sicherlich schwieriger als er sich anhört, aber er hat mir eine andere Welt ermöglicht. Eine Welt, die lange in mir war und ist: die Welt der Kunst. Diese Welt hat mich gefunden.

Dieses Finden erfahre ich ich auch, wenn ich Menschen erlebe, die unerwartete Wege gehen, um andere zu unterstützen, wie ich es z.B. vor kurzem im Wiener Konzerthaus erleben konnte. Die wunderbare moldawische Geigerin Patricia Kopatchinskaja teilte überraschend ihren Auftritt mit der jungen Cellistin Anastasia Kobekina. Sie wollte während der Corona-Zeit anderen, die keine Auftrittsmöglichkeiten haben, Chancen geben. Fast alle im Publikum waren davon berührt und sicherlich wird diese Geste bei vielen nachwirken: Türen zu öffnen, neue Verhaltensweisen zu wagen und dabei auf andere zu achten, das bedeutet für mich auch die Kunst der Möglichkeit.

Und wenn ich selbst zaudere, hilft Mark Twain. Er meinte: "In 20 Jahren wirst du dich mehr ärgern über die Dinge, die du nicht getan hast, als über die Dinge, die du getan hast. Also wirf die Leinen und segle fort aus deinem sicheren Hafen. Fange den Wind in den Segeln. Forsche. Träume. Entdecke."

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Gestaltung

• Alexandra Mantler