Ö1 Kunstsonntag: Radiokunst - Kunstradio

"DAS IST KEINE DYSTOPIE" - ein Hörspiel von Mariola Brillowska
Autorin, Regie, Realisation, Sound: Mariola Brillowska, Komposition: Lutz Nikolaus Kratzer, Mariola Brillowska.
Stimmen: Mariola Brillowska, Bela Brillowska, Jim Ismael Anton, Sid Logan, Philipp Mummenhoff, Günter Reznicek, Ingrid Knoth, Apollo Brillowska, Gloria Brillowska.
Autorenproduktion im Auftrag des ORF Kunstradios 2020

Die Veröffentlichung einer Studie des Europäischen Instituts für Soziologie, Gleichstellung, Gender und Jugend (SDEIFSGGUJ) entfacht von heute auf morgen eine nicht zu stoppende Debatte über die vom Staat geduldete Geschlechterungerechtigkeit. Nicht aufhörende Diskussionen lösen Massenproteste aus, die die Bevölkerung in zwei Lager spaltet. Dem einen gehören die finanziell benachteiligten Alleinerziehenden (AE), dem anderen die Kinderlosen und Kinderloslebenden (KL) an. AE besteht überwiegend aus Frauen, KL meist aus Männern.

Ein Geschlechterkrieg steht bevor. Kindern und Jugendlichen geht das Ganze auf die Nerven. Nachdem sie erfolgreich den Klimaschutz in die Hand genommen haben, gründen sie nun die IKUJ - Interimsregierung Kinder und Jugendliche.
Die IKUJ ruft den Notstand aus. Frauen und Männer leben von nun an in getrennten Unterkünften, die GG´s genannt werden (Geschlechter-Ghettos). Auseinander gerissene Familien dürfen sich einmal die Woche in den von IKUJ-Beamten und Beamtinnen beaufsichtigen Sozialräumen treffen. Die IKUJ ordnet Solidaritätszahlungen an die AE´s aus erhöhter Versteuerung der KL´s an. Wer aus dem GG ausziehen möchte, muss den GGS (Gender-Gleichstellungs-Schein) machen.

Die GGS-Schulen prosperieren. Neue Gesetze sollen die überhitzte Atmosphäre senken. Die Kinderbetreuung muss nachweislich von beiden Geschlechtern geleistet werden. In jedem Beruf wird die 50% Gender-Quote (GQ) eingeführt. Auch die Berufswahl und die Freizeitbeschäftigungen werden von IKUJ kontrolliert. Männer sind verpflichtet, montags High Heels und Kleider zu tragen. Frauen dürfen sich am Samstag nicht schminken. Sonntags müssen sie Workshops für technischen Fortschritt und elektronische Musik belegen. Gesundheit steht auf der Prioritätenliste der IKUJ ganz oben. Es wird die VR (Vegane Republik) als Staatsform angestrebt. In den Schulen wird Ernährung von der ersten Klasse an gelehrt. Einkäufe in Supermärkten müssen von der GÜ (Gesundheits-Überwachung) genehmigt werden. Der K (Kunde) wird beim Betreten des Supermarkts vom EB (Ernährungsberater) gewogent. Seine Blut- und Zuckerwerte werden getestet. In den Einkaufskorb darf er nur Waren legen, die seinem Körper nicht schaden. Jeder K darf nur für sich selbst einkaufen. Diese Regelung dient der Modernisierung der Gesellschaft.
Dienstleistungen stehen einzig Kindern, Jugendlichen, Alten, Kranken, Behinderten zu. Wer keine Kinder großzieht, leistet SZ (Sozial-Zeit). Fußballspiele finden nur statt, wenn das Publikum zu Minimum 50% weiblich ist. Männer bringen seitdem ihre Mütter zum Match, damit nichts schiefläuft. VR schmeckt ein paar weißen, alten Frauen und Männern nicht. Diese gruppieren sich im UCK (Untergrundcafé Kafejo), wo sie konspirativ den Sturz der IKUJ planen. UCK wird von der belgischen Konditorin Amanda geführt. Die Wände des mit abgewrackten Sofas, Sesseln und runden Tischen ausgestatteten Cafés sind restlos mit Porträts berühmter Persönlichkeiten. Amanda legt Wert auf Historie.

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