Hoffnungsgeschichten von Cornelius Obonya

16. Dezember 2020, 06:56

Ein Ehepaar flüchtet mit seinen drei Kindern aus Afghanistan. Hier in Österreich können auch die beiden Mädchen in die Schule gehen. Sie tragen kein Kopftuch, nehmen am Schwimmunterricht teil und sind in Sportvereinen engagiert. In Afghanistan werden Frauen und Mädchen aufgrund ihres westlichen Verhaltens massiv bedroht. Die Familie konnte ihre Lebensweise keinesfalls fortsetzen, ohne ihr Leben zu riskieren.

Trotz eindeutiger Rechtslage und der offenkundigen westlichen Orientierung gewährte unser Land der Familie keinen Schutz - weder subsidiären Schutz noch Asyl - die Familie war "nicht westlich genug". Sie wandte sich an die Rechtsberatung der evangelischen NGO Diakonie Flüchtlingsdienst. Nach Vorlegen von "Beweisen" ging es dann doch.

Eine Frage: Was heißt eigentlich "westlich"? Läge Afghanistan im Westen, wäre die Familie dann nicht "östlich" genug? Oder nicht südlich oder nördlich genug? Ich selbst bin mit einer Ausländerin verheiratet. Sie spricht anders als wir. Ihre Arbeitsweise ist sehr direkt, anders als ich es von uns gewohnt war. Gewisse Traditionen ihrer Heimat waren mir fremd, ich musste damit zurechtkommen. Sie konnte die Menschen hier in ihren Dialekten kaum oder gar nicht verstehen, jetzt, nach 20 Jahren bei uns, geht es sehr gut, aber manches wird ihr immer sprachlich verschlossen bleiben. Sie kochte teilweise mit Ingredienzen, die ich nicht kannte. Und auch mir sind einige Gerichte ein absolutes Rätsel, sie schmecken mir bis heute nicht. Sie kommt aus einem Land, dem wir teilweise in verblödeter Feindschaft verbunden sind. Insofern wäre sie hier "zu wenig südlich". Aber niemand hat sie jemals Ausländerin geheißen. Und das vielleicht nur, weil sie nicht dunkelhaarig ist, weil sie nicht dunkelhäutig ist, nicht "fremd" aussieht. Denn sie ist Deutsche.

Ihr hat man ohne Frage alle unsere Rechte zugestanden. Warum der afghanischen Familie nicht?

Service

Bund übernimmt Flüchtlingsberatung: Praxis 2.12.2020
Diakonie Flüchtlingsdienst

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Sendereihe

• Gedanken für den Tag

Gestaltung

• Alexandra Mantler