Achim Benning

ORF/JOSEPH SCHIMMER

Menschenbilder

Der Schauspieler und Theaterintendant Achim Benning

"Meine Biografie ist mir dazwischengekommen."
Der Schauspieler und Theaterintendant Achim Benning

"Ich wollte nicht Schauspieler werden; ich wollte nicht Regisseur werden; ich wollte nicht Burgtheaterdirektor werden", schrieb Achim Benning in einer autobiografischen Notiz. Schon mit 24 Jahren spielte er am Burgtheater, wo er in über 50 Rollen zu sehen war; ab 1971 führt er auch Regie, und von 1976 bis 1986 war er Direktor des Hauses am Ring. Danach konzentrierte er sich auf die Regiearbeit, leitete von 1989 bis 1992 das Schauspielhaus Zürich und war dann Professor für Regie am Max-Reinhardt-Seminar.

Achim Benning ist 1935 in Magdeburg geboren und hat die Zerstörung der Stadt im Zweiten Weltkrieg erlebt. 1947 ging er mit seinen Eltern über die grüne Grenze nach Westdeutschland, 1955 schloss er in Braunschweig die Schule ab. Benning erinnert sich, wie er in den 1950er-Jahren zum Studium nach Wien kam und mit einem Donaufischer in Untermiete lebte; und in welchen Rollen ehemalige Nazis hier glänzten.

Sein Engagement für das osteuropäische Theater - Václav Havel wurde zum Hausautor des Burgtheaters - und seine Einladung deutscher Gastregisseure trugen ihm eine Kampagne der Kronen-Zeitung und die Kritik konservativer Journalisten und Politiker ein: Er wolle das westdeutsche "Fäkalientheater" nach Wien bringen und das Burgtheater zum "Hort des Linksfaschismus" machen. Doch kaum war Claus Peymann Burgtheater-Direktor, galt Benning als konservativ und wurde totgeschwiegen.

Achim Benning hat unter anderem Stücke von Max Frisch oder Elias Canetti uraufgeführt. Seit über zehn Jahren lehnt er jede Einladung zu einer Theater-Arbeit ab - weil ihm die "80-jährigen deutschen Avantgardisten" nie geheuer waren. "Wenn man alt ist, ist man alt. Aus." Doch Achim Benning ist ein wacher Leser und Beobachter geblieben. Nostalgie ist seine Sache nicht, aber er erinnert sich an eine Zeit, in der die Vielfalt von Typen größer war - nicht nur unter Schauspielern, überhaupt unter den Menschen.

Gestaltung: Cornelius Hell

Service

Achim Benning: In den Spiegel greifen. Texte zum Theater. Hg. von Peter Roessler. Wien: Edition Steinbauer 2012

Der Band versammelt die wichtigsten Reden und Texte über das Theater von Achim Benning. Viele davon sind "Anlasstexte", gehen aber weit über den konkreten Anlass hinaus und geben Einblick in Bennings Überzeugungen und Auseinandersetzungen. Sie bestechen durch klare Analyse wie durch ihren Stil. Der fast 60 Seiten umfassende Essay "Erkundungen" des Theaterwissenschaftlers Peter Roessler ist die umfangreichste Analyse der Theaterarbeit von Achim Benning.


Reinhard Urbach / Achim Benning Hg.: Burgtheater Wien 1776-1986. Ebenbild und Widerspruch. Zweihundert und zehn Jahre. Wien: Österreichischer Bundestheaterverband und Verlag Anton Schroll & Co 1986

Das ansprechend gestaltete Buch dokumentiert die Aufführungen der Ära Benning am Burgtheater in Texten und Bildern und präsentiert einen Foto-Essay von Christine de Grancy. Es enthält auch die in der Sendung zitierte autobiographische Notiz und andere Texte von Achim Benning.
Das Buch ist vergriffen und nur mehr antiquarisch zu erwerben oder in Bibliotheken zu finden

Sendereihe

Playlist

Komponist/Komponistin: Antonio Victorino de Almeida
Textdichter/Textdichterin, Textquelle: Júlio Pomar
Album: IDEALIST - FADO / POEMAS / IDEAL
Titel: Fado do mal passado
Gesamttitel: FADO / CD 1
Musik teilweise unterlegt
Solist/Solistin: Cristina Branco /Gesang m.Begl.
Länge: 01:00 min
Label: Universal 3766831 (3-CD-Box)

Komponist/Komponistin: Antonio Victorino de Almeida
Textdichter/Textdichterin, Textquelle: Erika Pluhar
Album: ÜBER LEBEN (oder "ÜBERLEBEN")
Titel: A culpa
Textanfang: Hilf mir, sag ich zu mir selbst

Musik teilweise unterlegt
Solist/Solistin: Erika Pluhar /Gesang m.Begl.
Länge: 01:00 min
Label: Mandragora/Intercord INT 460177

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