Pommes Frites

APA/DPA/INA FASSBENDER

Medizin und Gesundheit

Krebs durch die falsche Ernährung?

Iss Dich krank - Welche Nahrungsmittel können Krebs verursachen?

Ernährungsfaktoren sollen in den westlichen Industrieländern für rund 35 Prozent aller Krebstoten verantwortlich sein. Demzufolge ist das, was auf dem Teller liegt, ähnlich schädlich wie die täglichen Zigaretten.
Die Liste bestimmter kanzerogener Essensbestandteile, Chemikalien oder Schadstoffe, die für die Entstehung bösartiger Tumoren im Körper verantwortlich gemacht werden, ist lang. Acrylamid, im Gebäck und in Süßigkeiten oder polyzyklische Kohlenwasserstoffe, die sich beim Braten von Fleisch entwickeln, stehen im Verdacht, Tumoren zu verursachen. Geschmacksverstärker, Süßungsmittel oder Herbizide, wie das aktuell heftig diskutierte Glyphosat, befinden sich ebenfalls in unserer Nahrung. Dennoch sind es hier - ungeachtet der Belastung für die Umwelt - in Summe weniger diese Substanzen, sondern vor allem die Lebensgewohnheiten, die bestimmte Zellen zu einem krankhaften Wachstum anregen, wie der Krebsforscher Siegfried Knasmüller erklärt. Übergewicht, mangelnde Bewegung und Fehlernährung gelten hier als Hauptursachen. Auch eine übermäßige Zufuhr von Eiweiß zwischen dem 50. und 65. Lebensjahr soll einem Krebsgeschehen Vorschub leisten.

Studienlage eine dünne Suppe

Da es sich bei derartigen epidemiologischen Untersuchungen jedoch in der Regel um Korrelationsstudien handelt, bei denen zwei unabhängige Variablen in Zusammenhang gebracht werden, ist die Aussagekraft mitunter zweifelhaft: So kann man etwa beobachten, dass fettreiches Essen zu einem Anstieg von Darmkrebs führt. Somit wäre Fett gefährlich. Vielleicht betreiben Menschen, die gerne fett essen, aber auch weniger Sport. Womit der Bewegungsmangel und nicht die Ernährung die Ursache wäre. Darüber hinaus ist vor einigen Jahren eine, im Magazin Science publizierte, aufsehenerregende Studie der Johns Hopkins Universität zu dem Schluss gekommen, dass sich Krebserkrankungen in der überwiegenden Zahl der Fälle nicht auf bestimmte Lebensstil-Parameter zurückführen lassen - sondern schlicht und ergreifend einfach nur "Pech" sind.

Empfehlungen des World Cancer Research Fonds

Dennoch ist man sich in der medizinischen Community einig, durch bessere Ernährung, Bewegung und den Verzicht auf Alkohol oder Tabak Krebserkrankungen verhindern zu können. Viele Empfehlungen basieren auf dem Experten Bericht des World Cancer Research Fonds, der mit einigen Adaptierungen seit 2007 international von zahlreichen nationalen ernährungsmedizinischen Gremien als Maßstab genommen wird. Demzufolge wird eine vorwiegend auf pflanzlichen Lebensmitteln und Vollkornprodukten basierende Kost, die Reduktion von Alkohol, zuckerhaltigen Getränken und rotem bzw. verarbeitetem Fleisch empfohlen. Abgeraten wird hingegen von Nahrungsergänzungsmitteln zum Zweck einer Krebsprävention.

Ernährungsexpertin rät zu farbenfroher Kost

"Essen Sie bunt", empfiehlt die Diätologin Jane Bergthaler, die auch die Krebshilfe Steiermark in puncto gesunder Ernährung berät. Dazu sei kein Superfood aus einem anderen Erdteil nötig. Wertvolle Inhaltsstoffe wachsen auch hierzulande. Vor allem intensiv riechende und schmeckende natürliche Nahrungsmittel, die auch oft sehr farbkräftig sind, enthalten die sekundären Pflanzeninhaltsstoffe, die eine Reihe gesundheitsfördernder Wirkungen aufweisen: vom Lycopin der Tomaten, über das Allicin im Knoblauch bis zu den Polyphenolen der Aroniabeeren und dem Resveratrol im Wein. Ein bunter Teller sei damit bereits ein guter Anfang in Richtung gesunder und krankheitsvorbeugender Kost.

Ob nun Äpfel, grüner Tee und Himbeeren tatsächlich vor bösartigen Erkrankungen schützen oder eine zuckerfreie Kost sogar im Stande ist, Krebs zu besiegen, ist Thema der aktuellen Ausgabe des Radiodoktors.

Markus Hengstschläger diskutiert mit seinen Gästen, anlässlich des Welt-Krebs-Tages am 4. Februar, wie sich die Ernährungsgewohnheiten auf unseren Gesundheitszustand auswirken und ob man sich wirklich krank und wieder gesund essen kann.

Moderation: Univ.-Prof. Dr. Markus Hengstschläger
Sendungsvorbereitung: Dr. Ronny Tekal
Redaktion: Dr. Christoph Leprich

Reden auch Sie mit! Wir sind gespannt auf Ihre Fragen und Anregungen.
Unsere Nummer: 0800/22 69 79, kostenlos aus ganz Österreich.

Gibt es Ihrer Meinung nach einen Zusammenhang zwischen Krebsentstehung und Ernährung?

Ernähren Sie sich bewusst, auch im Hinblick auf einen krebspräventiven Effekt?

Welche Nahrungsmittel würden Sie hier besonders hervorheben?

Sind Sie an Krebs erkrankt und hat sich damit auch Ihr Essverhalten verändert?

Glauben Sie an die Wirksamkeit der unterschiedlichen Varianten von "Superfood"?

Service

Studiogast im Funkhaus Wien:

Univ.-Prof. Dr. Siegfried Knasmüller
Biologe, Chemiker und Krebsforscher
Institut für Krebsforschung
Medizinische Universität Wien
Borschkegasse 8a
A-1090 Wien
Tel: +43/1/40160 - 57562
E-Mail
Homepage

Gäste am Telefon:

Jane Bergthaler
Diätologin, Ernährungsmedizinischer Dienst des LKH-Univ. Klinikum Graz, im Beratungsteam der Krebshilfe Steiermark
Verband der Diätologen Österreichs
Grüngasse 9
A-1050 Wien
Tel.: +43/650/910 89 79
E-Mail
Homepage

Univ.-Prof. Dr. Hermann Toplak
Klinische Abteilung für Endokrinologie und Diabetologie, Ernährungsmediziner
Universitätsklinik Innere Medizin
Medizinische Universität Graz
Auenbruggerplatz 2
A-8036 Graz
Tel: +43/316/ 385-80246
E-Mail
Homepage

Weitere Anlaufstellen und Info-Links:

Verband der Diätologen Österreichs
Verband der Ernährungswissenschaften Österreichs
Österreichisches Akademisches Institut für Ernährungsmedizin
Gesunde Ernährung (Österreichische Krebshilfe 2019)
12 ways to reduce your cancer risk (European Code Against Cancer, ECL)
Die vollständige Krebs-Liste: 116 Risikofaktoren (WHO-Liste, Kurier 2015)
Fleisch und Käse so schlecht wie Zigaretten? (Studie zu Eiweiß, rbb praxis 2019)
Empfehlung zur Krebsprävention der Österreichischen Gesellschaft für Ernährung
Krebs ist vor allem: Pech (science.orf.at, 2015)
Ö1, Medizin und Gesundheit: Krank durch Lebensmittel (oe1.orf.at, 2017)

Buch-Tipps:

Siegfried Knasmüller, "Krebs und Ernährung: Risiken und Prävention - wissenschaftliche Grundlagen und Ernährungsempfehlungen", Thieme 2014

Johannes Coy, "Die neue Anti-Krebs-Ernährung: Wie Sie das Krebs-Gen stoppen", GU Verlag 2019

Richard Béliveau, "Krebszellen mögen keine Himbeeren: Nahrungsmittel gegen Krebs",
Goldmann Verlag 2018

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