Gewinnung von Kautschuk

AFP/MOHD RASFAN

Radiokolleg - Tränen des Baumes

Die Geschichte des Kautschuks und der Gummiproduktion (4). Gestaltung: Margit Atzler

Wohl kaum ein Rohstoff ist derart vielfältig in unserem Alltag in Verwendung wie Kautschuk: Gummibänder in Unterwäsche, Hosenträgern und Spannleintüchern, Kondome, Fahrradreifen, OP-Handschuhe und vor allem Autoreifen. Weltweit wurden 2019 rund 13,64 Millionen Tonnen Naturkautschuk produziert. Nach wie vor ist Naturkautschuk der Hauptbestandteil für die weitere Verarbeitung zu diversen Produkten.

Das Wort "Kautschuk" ist angelehnt an das spanische Wort "caucho", das wiederum aus dem Quechua stammt, eine der indigenen Hauptsprachen in den Anden. Caa bedeutet "Baum", Holz" und ochu "Träne", "Blut". Durch Einritzen der Baumrinde fließt der Milchsaft aus und wird gesammelt.

in Mittelamerika wurden die Konquistadoren zum ersten Mal auf Kautschukprodukte aufmerksam. Columbus schrieb im 15. Jahrhundert über elastische Bälle aus Gummiharzen, die hoch in die Luft sprangen. Viele Unternehmer und Chemiker in Europa versuchten in den folgenden Jahrzehnten, die Eigenschaften von Kautschuk für mögliche Verwendungszwecke zu optimieren.

Es dauerte jedoch bis 1839, als Charles Goodyear durch Zufall das Verfahren der Vulkanisation entdeckte. Der mit Schwefel vermischte Kautschuk verwandelt sich bei Erhitzung in elastisches Gummi. Doch erst mit der Erfindung des Autos erreichte das internationale Kautschukfieber seine kritische Phase in Südamerika. Ureinwohner im Amazonasgebiet, vor allem im heutigen Brasilien, im südlichen Kolumbien und in Peru wurden als Zwangsarbeiter zu sogenannten Kautschukquoten verpflichtet.

Wer nicht lieferte, wurde gefoltert, verstümmelt, misshandelt oder gar getötet. Der Kautschukboom in Südamerika nahm ein jähes Ende, als die Brutalität auf den Kautschukplantagen in der Provinz Putumayo publik wurden. Auch schmuggelte man Samen des Kautschukbaums nach Asien, wo bessere Bedingungen für den profitablen Plantagenanbau herrschten.

Service

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Buchtipps:
William H. Fischer: "Industry and Community on an Amazonian Frontier"
Smithsonian Institution Press 2000

Greg Gandin: "Fordlandia - The Rise and Fall of Henry Ford's forgotten Jungle City"
Picador 2009

John Tully: "The Devil's Milk - A social History of Rubber"
Monthly Review Presse NY 2011

Mario Vargas Llosa: "Der Traum des Kelten"
Suhrkamp Verlag 2011

Artikel: "The Pumayo Atrocities", von Javier Farje (englisch)
https://lab.org.uk/the-putumayo-atrocities/

"Global Platform for Sustainable Natural Rubber - Globale Plattform für nachhaltigen Naturkautschuk" (englisch)
https://sustainablenaturalrubber.org


Ausstellung:
"STORIES OF TRAUMATIC PASTS"
bis 3. April im Weltmuseum Wien
https://www.weltmuseumwien.at/ausstellungen/stories-of-traumatic-pasts/

Sendereihe

Gestaltung

  • Margit Atzler