Zeichnung, Perfoming Utopia

ALIEN PRODUCTIONS

Ö1 Kunstsonntag: Radiokunst - Kunstradio

PERFORMING UTOPIA - Eine Radiooper
von alien productions
Musik und Text: alien productions (Martin Breindl, Norbert Math, Andrea Sodomka)
Mezzosopran + Sprecherin: Lore Lixenberg
Bariton + Sprecher: Johann Leutgeb
Sprecherin: Rosie Waites
Tonmeister: Elmar Peinelt

Das Genre der Utopie ist schwierig. Utopien werden nicht ernst genommen. Sie gelten als blutleer und langweilig, und taugen im Rückblick am ehesten noch als Kuriosität. Niemandem würde einfallen, sich sein Leben nach einer literarischen Utopie einzurichten und etwa die Erfüllung eines Sonnenstaates einzufordern. Es scheint als hätte die Zukunft alles Erstrebenswerte verloren. Sie ist ein Ort diffuser Ängste geworden. Mittlerweile ist wohl allen klar, dass die Zukunft keine Ingenieursleistung sein kann. Dass sie nicht "machbar" ist. Dass letztendlich keine Gestaltung sich durchsetzen wird.

Kaum haben Expert*innen (im August 2016) das Anthropozän (altgriechisch: "Das menschlich (gemachte) Neue") als Bezeichnung des aktuellen Erdzeitalters eingeführt, verdichten sich bereits die Anzeichen, dass unser anthropozentrisches Weltbild ins Wanken geraten ist. Einerseits scheint der menschliche Einfluss natürliche Prozesse so aus dem Gleichgewicht gebracht zu haben, dass deren Dynamik irreversibel wird. Andererseits mehren sich durch wissenschaftliche Forschung und technische Entwicklung Indizien und Beweise, die eine besondere Stellung des Menschen (etwa als "Krone der Schöpfung") in Frage stellen, sondern ihn im Gegenteil von vielen anderen - natürlichen und künstlichen - Intelligenzen umgeben sehen.

Künstliche Intelligenz (KI), Big Data und Deep Learning sind Faktoren unseres Lebens geworden. Sie sind da, egal ob willkommen oder nicht, sie handeln, lernen, entwickeln sich. Sie agieren subkutan. Wir sehen eine auffällige Diskrepanz zwischen der Richtung, in die sich Menschen und Gesellschaften entwickeln, die Welt sich verändert und dem starrsinnigen Festhalten an traditionellen, überkommenen Lebensmodellen. Was wir brauchen, sind bessere Utopien. Zur ihrer Verbesserung wollen wir genau diejenige Technologie einsetzen, die, je nach Sichtweise, die menschliche Intelligenz erweitert oder bedroht: Künstliche Intelligenz. Ob wir wollen oder nicht, wir werden mit ihr kommunizieren (müssen).

Für die Radiooper trainierten wir Künstliche Intelligenzen. Jede dieser Agent*innen bildeten sich an historischen utopischen Texten quer durch die Jahrhunderte heraus; in diesem Lernprozess wurde dieses Material somit laufend rekombiniert, umgeschrieben und verbessert. Im Rahmen der "Aufführung" diskutieren und interagieren dann menschliche und artifizielle Stimmen, die beide die maschinengenerierten Texte interpretieren. Ein musikalisch-philosophischer Disput über Möglichkeitswelten.

Die Radiooper besteht aus vier Akten, in den historischen Epochen angesiedelt, die den Nährboden für wesentliche utopische Gedanken und Konzepte bildeten: die Renaissance, die Romantik, der revolutionäre Russische Futurismus und das digitale Zeitalter.

Service

Ö1 Kunstradio

alien productions

Gefördert durch ein Kompositionsstipendium der Stadt Wien
Gefördert durch die Abteilung Kunst & Kultur des Landes NÖ

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