Ein Mann an einer Gitarre

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Fabrizio De André im Porträt

"Es gibt keine guten Mächtigen!"
Der legendäre italienische Cantautore Fabrizio De André.
Von Eva Schobel

Ganz Italien kennt und liebt Fabrizio De André: Als er gelebt hat, war er umstritten, 22 Jahre nach seinem Tod ist er ein Nationalheiligtum.

Fabrizio wird am 18. Februar 1940 in Genua geboren und genießt ein freies Kinderleben in der Hafenstadt. Als er 14 ist, schenkt ihm die Mutter die erste Gitarre, als er 16 wird, bringt ihm der Vater aus Frankreich eine Single des Chansoniers und Sozialpoeten George Brassens mit, dem Fabrizio nacheifert. Damit ist der Weg des jungen Rebellen vorgezeichnet. Er liest anarchistische Texte, taucht in das Rotlichtmilieu von Genua ein, schreibt traurig - schaurige, aber auch aufmüpfige und sogar lustige Lieder über Mörder, Diebe, Prostituierte, Soldaten, Selbstmörder und Selbstmörderinnen.

1968 singt Mina, die damals populärste italienische Sängerin, sein "Canzone di Marinella" und verhilft ihm damit zum Durchbruch. Von da an geht es bergauf, bis Fabrizio in eine Krise gerät und Landwirt werden will. Am 27. August 1979 werden er und seine spätere Frau, Dori Ghezzi von ihrem Landgut in Sardinien entführt und vier Monate lang in einer Höhle in den Bergen festgehalten, bis es dem Vater endlich gelingt, das geforderte Lösegeld aufzubringen. Beim Prozess setzt sich das Paar für ihre Entführer, arme und erpresste Schafhirten, ein. Fabrizio und Dori wollen nur die Anführer bestraft wissen, aber das nützt nichts.

In den kommenden 20 Jahren schreibt Fabrizio weiter und singt mit seiner unvergleichlichen Stimme. Er hört sogar zu trinken auf, weil er das dem Vater am Totenbett versprochen hat. Aber er raucht nach wie vor eine Zigarette nach der anderen. Seine letzte Tournee, bei der auch seine Kinder, Christiano und Luvi dabei sind, muss er 1998 abbrechen. Nach seinem Tod im Jänner 1999 steigt sein Ruhm stetig. Was Fabrizio heute zur politischen Situation sagen würde? Das kann man nicht wissen, sagt sein Freund und Weggefährte Paolo Finzi, aber Fabrizio wäre bestimmt dafür, offen zu bleiben und er würde keinen Rassismus dulden.

Gestaltung: Eva Schobel
Sprecher/innen: Wolfram Berger, Ursula Scheidle, Silvia Meisterle, Peter Strauss, Nikolaus Kinsky, Michael Köppel
Ton: Elmar Peinelt
Redaktion: Eva Roither

Service

Sämtliche Veranstaltungstermine zu Fabrizio De André, seine Texte im Original und in englischer Übersetzung, Discographie und die Bibliographie findet man unter: Fabrizio De André

Bibliothek und Discographie (Auswahl)

Fabrizio De André i Concerti (Sony Music 2012) und Fabrizio De André in Studio (Sony Music 2015). Je ein Buch im Schuber mit Fotos, Interviews, Texten und jeweils 16 CDs. Herausgegeben von der Fondazione Fabrizio De André.

Fabrizio De André col suo marchio speciale - La Collezione. 2015 Sony Music. 17 CDs. Herausgegeben von der Fondazione Fabrizio De André.

Fabrizio De André: Ed avevamo gli occhi troppo belli. Editrice A 2001. (Ausschnitte einiger Konzerte und Kommentare Fabrizio De Andrés.)

Luigi Viva: Non per un dio ma nemmeno per gioco: Vita di Fabrizio De André. Feltrinelli 2018.

Luigi Viva: Falegname di Parole. Le canzoni e la musica di Fabrizio De André. Feltrinelli 2018.

Che non ci sono poteri buoni. Il pensiero (anche) anarchico di Fabrizio De André. Herausgegeben von Paolo Finzi. Editrice A 2018.

Ferdinando Molteni und Alfonso Amodio: Controsole. Fabrizio de André e CRÊUZA DE MÄ. Con un' intervista inedita. Arcana Edizioni 2010.

Denn es gibt keine guten Mächte

Sendereihe

Gestaltung

  • Eva Schobel