APA/ROLAND SCHLAGER
Journal-Panorama
Bildersturm und Umbenennung
Auch in Österreich beschäftigt man sich mehr und mehr mit der Geschichte hinter Denkmälern.
Gestaltung: Paul Lohberger
15. Februar 2021, 18:25
Die Statuen Saddam Husseins wurden nach dem Fall des Diktators 2003 im Irak durch die Straßen geschleift. Nach dem Fall der Mauer wurde in Berlin ein Lenin-Standbild demontiert, ähnliches geschah in vielen der früher kommunistischen Länder. Bei großen Umbrüchen werden Denkmäler mehr oder weniger geordnet zu Fall gebracht, sogenannten politischen Ikonoklasmus gab es schon in der Antike. Bei uns vor allem nach dem Ende des 3. Reichs: Adler, Hakenkreuze und andere Bilder wurden entsorgt. Auch später gab es immer wieder Diskussionen um Denkmäler, doch kaum gewaltsame Bilderstürme in der Westlichen Welt. Doch in den letzten Jahren keimte ein neuer Eifer auf, gepaart mit einer geschärften Sensibilität für fragwürdige Figuren.
Allein in Wien sind rund 4500 Verkehrsflächen nach Personen benannt, es gibt 210 sakrale Denkmäler und über 1000 Profanplastiken. Manche wie das Lueger-Denkmal sind schon länger in der Kritik: Wie soll man umgehen mit einem historischen Kunstwerk, das einen sehr bedeutenden, aber auch sehr antisemitischen Politiker darstellt? Den Lueger-Ring hat man inzwischen umbenannt. Hinter diesem prominenten Beispiel steckt eine länger zurückreichende Auseinandersetzung mit der Erinnerungskultur im öffentlichen Raum.
Unter dem Eindruck der "Black Lives Matter"-Bewegung hat das Thema die akademische Sphäre verlassen, Sensibilität und Aktivismus nahmen zu. Das Lueger Denkmal wurde 2020 mit "Schande"-Schriftzügen versehen, und eine Ausstellung der Kunsthalle Wien beschäftigte sich damit, Denkmal- und Erinnerungskultur an Kinder zu vermitteln. Auch in den Bundesländern gibt es interessante Beispiele der Auseinandersetzung mit den Zeugnissen der Vergangenheit.