Hedgefonds vs. Kleinanleger

16. Februar 2021, 13:00

Die Österreicherinnen und Österreich gelten bei der Geldanlage als besonders konservativ: Trotz niedriger Zinsen geben viele dem klassischen Sparbuch den Vorzug vor Aktien, börsengehandelten Fonds oder anderen Finanzprodukten. Nur fünf bis sieben Prozent der Bevölkerung dürften nach Umfragen an der Börse investieren. Anders in Schweden oder der Schweiz, wo es fast laut Deutschem Aktieninstitut zwanzig Prozent sein dürften oder den Niederlanden, wo sogar 30 Prozent in börsennotierte Unternehmen investieren.

Das hat unterschiedliche Gründe: Einerseits ist die Kapitalertragsteuer auf Wertpapiererträge etwas höher als jene auf Spareinlagen. Andererseits misstrauen viele den teilweise unberechenbaren Vorgängen auf den Finanzmärkten. Der Finanzcrash im Jahr 2007 führte auch in Europa zu großen Verlusten, auch bei Kleinanlegerinnen und Kleinanlegern bzw. Fondssparenden. Im Gegensatz zu Großanlegern wie Hedgefonds haben sie wenig Möglichkeiten, die Vorgänge auf den Finanzmärkten zu lenken - das war bis vor kurzem zumindest das ungeschriebene Gesetz.

In den vergangenen Wochen kam es zu überraschenden Turbulenzen an der Börse, die die Diskussion über Marktmacht, Manipulation und Regulierung angeheizt haben: Die Corona-Krise hat die Lage vieler Unternehmen verschlechtert, so auch des börsennotierten Videospiele-Händlers Gamestop. Der plante im vergangenen Herbst den Online-Handel auszubauen. Eine Strategie, die einige Hedgefonds wohl nicht vielversprechend fanden. Sie wetteten gegen die Gamestop-Aktie und starteten Leerverkäufe im großen Stil, sie versuchten also mit der Kursabwertung der Aktie Gewinn zu machen.

Diese Strategie blieb nicht unbemerkt. Um dem Kursverfall entgegenzuwirken kauften User der Diskussionsplattform Reddit Gamestop-Aktien im großen Stil. Der Aktienpreis stieg rasant an, die investierten Hedgefonds machten riesige Verluste. Eine Machtdemonstration, die Großinvestoren und Hedgefonds Angst zu machen scheint: Man drängte darauf, den Handel mit der Aktie plötzlich auszusetzen und forderte Regulierungen, die solche Vorgänge auf den Finanzmärkten unterbinden sollen.

Sind die Hedgefonds hier im Recht, müssen solche in Foren diskutierte Kaufaktionen durch Kleinanleger reguliert werden? Oder schlägt "David" hier "Goliath" mit denselben Waffen, die normalerweise Kleinanleger zum Spielball der Großinvestoren machen? Und was bedeuten diese aktuellen Vorgänge auf den Finanzmärkten für Menschen, die jetzt darüber nachdenken, ihr Geld an der Börse anzulegen?

Über diese Fragen spricht Marlene Nowotny mit dem Wirtschaftswissenschaftler Josef Zuckerstätter von der Arbeiterkammer Wien, der dort unter anderem zur Regulierung von Finanzmärkten arbeitet.

Rufen Sie in der Sendung an unter der kostenlosen Telefonnummer 0800 22 69 79 oder schriftlich unter der E-Mail-Adresse punkteins(at)orf.at, und reden Sie mit!

Sendereihe

• Punkt eins

Gestaltung

• Marlene Nowotny