Das behauptete Wir

8. März 2021, 13:00

"Wir halten zusammen", "wir schaffen das" oder auch "wir sind nicht so": in dem kleinen Wort "wir" steckt eine gewaltige Suggestionskraft. Seit Beginn der Pandemie häuft sich die Anrufung dieser konstruierten Gemeinschaftlichkeit.

Wer sind "wir"? Dem spürt die Sozial- und Kulturwissenschafterin Judith Kohlenberger in ihrem aktuellen Essay nach, der in der Reihe "übermorgen" des Verlags Kremayr+Scheriau erschienen ist. "Wir" lautet auch der Titel.

Schnell stellt sich heraus, dass in unserem Leben mehr als ein "wir" gleichzeitig wirkt - von der kleinsten familiären Einheit bis zu abstrakten Konzepten wie Ethnie oder Nation. Und dass auch ein vermeintlich gemeinschaftsbildendes "Wir" so sehr aus- wie einschließend wirkt.

Judith Kohlenberger fragt, aus welcher Position heraus jemand von und für "uns" spricht, und analysiert die "Wachstumsschmerzen", wenn Gemeinschaften größer und umfassender gedacht, aber gleichzeitig auch diverser und konfliktreicher werden. "Ein Wir, das niemanden zurücklässt" sei möglich, ist sie überzeugt - aber es müsse erarbeitet werden.

Über das "Wir" als Postulat, Anspruch und gelebten Prozess spricht Judith Kohlenberger mit Xaver Forthuber und den Hörer*innen. Rufen Sie in der Sendung an unter 0800 22 69 79 oder schreiben Sie E-Mails an punkteins(at)orf.at

Service

Buch:
Judith Kohlenberger: Wir. Kremayer & Scheriau "übermorgen", 2021.

Hörtipp:
Judith Kohlenberger in der Ö1 Reihe
Gedanken

Sendereihe

• Punkt eins

Gestaltung

• Xaver Forthuber