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Gedanken für den Tag
Ingrid Pfeiffer über Virginia Woolf
"Nur Autobiographie ist Literatur". Die Autorin und Germanistin Ingrid Pfeiffer anlässlich des 80. Todestages von Virginia Woolf
24. März 2021, 06:56
Festlegungen gab es rund um die Person Virginia Woolf bald genug, und nicht wenige sind bedenklich vereinfachend. Ihre Krankheit, ihr Einsatz für die Rechte der Frauen, ihre Hingezogenheit zu Frauen und ihre verhaltene, geheimnisvoll wirkende Schönheit gehören zu diesen reduzierenden Bestimmungen. Im Schreiben über Virginia Woolf ergibt sich daraus ein Dilemma, das besonders in einer so kurzen Darstellung nicht ganz aufzulösen ist. Ich habe versucht, mich an jene Facetten ihrer Persönlichkeit zu halten, die sie auch selbst zeigte und die für die Lektüre ihrer Bücher hilfreich sind.
"Wie sehr ich an mir selbst interessiert bin!" Mit diesem Ausruf beginnt 1937 eine ihrer Tagebucheintragungen. Nicht Selbstverliebtheit spricht sich hier aus, sondern die Schriftstellerin, die schon fünf Jahre davor in einem Brief an Hugh Walpole schrieb: "Nur Autobiographie ist Literatur - Romane sind das, was wir abschälen, bis wir zum Kern kommen, und der ist nur du oder ich."
Kommt das einem Eingeständnis gleich? Die Befürchtung, mit ihren Texten nicht ernst genommen zu werden, war berechtigt, wären sie ausschließlich biografisch zu lesen. Sie wusste, "Ein eigenes Zimmer", ihr erster großer, 1929 erschienener feministischer Essay etwa, wäre ohne Fiktion als schützende Schale nur zu leicht als persönliche Abrechnung mit der familiären Situation gewertet worden, die ihr formale Bildung versagt hatte.
Im privaten Umgang wird die auf den berühmten Porträts von Man Ray und Gisèle Freund so ernsthaft und distanziert wirkende Virginia Woolf dagegen als stets zu Freude und Heiterkeit bereit und Neuem mit großer Neugierde aufgeschlossen geschildert. Als interessierte Selbstbeobachterin hielt sie kritisch und wie es scheint, mit einem Augenzwinkern fest: "Ich spüre immer mehr, wie schwierig es ist, mich selbst in einer Virginia zu sammeln."
Service
Klaus Reichert (Hg.), "Virginia Woolf. Gesammelt Werke", 19 Bände, S. Fischer Verlag
Michael Cunningham, "Die Stunden", btb Verlag
Leonard Woolf, "Mein Leben mit Virginia. Erinnerungen", Fischer Taschenbuch
Quentin Bell, "Virginia Wool. Eine Biographie", Suhrkamp Taschenbuch
Hermione Lee, "Virginia Woolf - Ein Leben", Fischer Taschenbuch
Leonard Woolf (Hg.), "A Writer's Diary by Virginia Woolf", The Hogarth Press
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Sendereihe
Gestaltung
Playlist
Komponist/Komponistin: David Motion
Komponist/Komponistin: Sally Potter
Vorlage: Virginia Woolf/1882 - 1941
Gesamttitel: ORLANDO / Original Filmmusik
Titel: A change of sex
Orchester: Filmorchester
Ausführender/Ausführende: Jimmy Somerville /Gesang
Länge: 01:43 min
Label: Varese Sarabande VSD 5413