Prager Brüger mit der tschechoslowakischen Flagge werfen brennende Fackeln auf einen sowjetischen Panzer.

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Journal-Panorama

Der Kampf um die Geschichtsdeutung

Dreißig Jahre nach dem "Ende" des Sozialismus ist dessen Geschichte längst nicht fertigerzählt. Und sie wird politisch je nach Belieben gedeutet.
Gestaltung: Cornelius Wüllenkemper

In Belarus klammert sich ein Autokrat an die Macht, Alexander Lukaschenko beruft sich auf sowjetische Traditionen und erklärt, nur so sei das Land sicher vor der Wieder-Auferstehung des Faschismus.
Die postsowjetische Folklore geht in Belarus so weit, dass die weiß-rot-weiße Farbkombination der Opposition verboten wird, weil sie die sowjetische Heldengeschichte des Vaterlandes beschmutze. Dabei bedienen sich sowohl das Lukaschenko-Regime als auch die Opposition äußerst fragwürdiger geschichtlicher Symbolik.
Aber nicht nur in der Diktatur wird mit Geschichte Politik gemacht. In Deutschland etwa flammt die Debatte um die Vergangenheit und die "Übernahme" der DDR durch die BRD immer wieder auf. Linke und Rechte gehen in ihrer Argumentation oft konform, etwa bei der Bewertung der seinerzeitigen "Treuhand", die ostdeutsche Unternehmen übernahm und "abwickelte". Inwiefern dient die Delegitimierung der Vergangenheit zur Legitimierung der politischen Gegenwart?

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