Ein Buch mit übersetzten biblischen Psalmen.

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Logos - Glauben und Zweifeln

Psalmen

"Urschreie der Seele". Über die Zeitlosigkeit der alten Texte und ihrer heutigen Bedeutung zum Beginn des jüdischen Pessachfestes und am Vorabend des Palmsonntags

"Du hast mein Klagen in Tanzen verwandelt", heißt es in Psalm 30, einem der sogenannten Davidpsalmen, die auf den israelitischen König David verweisen. Wut und Zorn, Trauer und Leid, Freude und Dankbarkeit wird in diesen Zeilen der Weltliteratur, die vor 2.500 Jahren und mehr entstanden sind, regelrecht herausgeschrien. Die 150 Psalmen, also Gebete, Gedichte oder Lieder, sind als erstes Buch der "Schriften" des Tanach, gewissermaßen der Hebräischen Bibel, festgehalten. Im sogenannten Alten oder Ersten Testament finden sie sich als Buch der Psalmen oder Psalter und gehören zur biblischen Weisheitsliteratur. Die Psalmen spielen in der Liturgie des Judentums wie auch des Christentums eine bedeutende Rolle und wurden vor allem in Musik und Literatur vielfach aufgegriffen.

Das Buch der Psalmen ist eine Sammlung menschlicher Grunderfahrungen, die zwar vermutlich mehrmals redigiert, aber niemals essenziell zensiert wurde. Das Gegenüber, an das sich die Betenden damals und heute wenden und das sie Gott nennen, muss mitunter einiges aushalten. Gott wird angezweifelt, mit ihm wird gerungen. Die Texte sind impulsiv, manchmal brutal und verstörend, dann wieder voll des Lobes und voller Zuversicht. Eben deshalb sind sie so heutig, so anschlussfähig für Menschen im 21. Jahrhundert. Es sind Urschreie der Seele, die von so manchen vielleicht in der sogenannten Corona-Krise neu- oder wiederentdeckt worden sind - und die Hoffnung geben können, dass sich alles Klagen bald wieder in Tanzen verwandelt.

"Logos" ergründet - zum Beginn des jüdischen Pessachfestes und am Vorabend des Palmsonntags - die Zeitlosigkeit dieser alten Texte, fragt nach ihrer Bedeutung für Jüd/innen und Christ/innen und setzt sich mit ihrer Relevanz und ihrem spirituellen und psychologischen Mehrwert auseinander.

Service

Informationen zur Musik:

De Profundis (Gottfried von Einem gewidmet) - von Arvo Pärt, gesungen vom Hilliard Ensemble
Mismor schir l'jom haschabos (Psalm 92) - von Salomon Sulzer und Franz Schubert, gesungen vom Arnold Schoenberg Chor, Bariton Adrian Eröd

Sendereihe

Gestaltung