Ein Gemeindebau in Frankreich.

AFP/PHILIPPE LOPEZ

Spielräume

Vive La Commune

Musik aus allen Richtungen mit Wolfgang Schlag. Die Lieder einer gescheiterten Revolution, die trotzdem die Welt veränderte

Im Sommer 1870 erklärt Frankeich Preußen den Krieg. Nicht einmal ein Jahr später kapituliert Frankreich, opfert Elsass und Lothringen und lässt die Preußen in Paris triumphierend einmarschieren.

Doch Arbeiter, Intellektuelle, ihre Frauen und Kinder, wehren sich bis zum bewaffnenden Widerstand gegen eine weitere Monarchie und rufen am 28. März 1871 vor dem Rathaus von Paris die Kommune aus. Sie haben auch genug von Armut und sozialer Unterdrückung, in krassem Gegensatz zum ausschweifenden Leben der Reichen.

Beeinflusst ist diese Revolte auch vom Roman "Les Miserables" von Victor Hugo, der zum ersten Mal das Leben der Ärmsten der Stadt beschreibt. 72 Tage lang träumen sie den Traum einer sozialistischen Republik, in der Arbeiter und Frauen mehr Rechte haben, in der es freien Zugang zu Schulen und eine Trennung von Staat und Religion gibt. Für diese kurze Zeit werden die Fabriken von den Arbeitern übernommen und erfolgreich weitergeführt. In den Armenküchen gibt es kostenloses warmes Essen für die Schwächsten.

Am 28. Mai ist alles zu Ende. Die Truppen der Exilregierung in Versailles bombardieren Paris und stürmen die Hauptstadt. Zehntausende "Kommunarden" werden im Kampf getötet oder anschließend erschossen. Der Großteil der Überlebenden wird an das andere Ende der Welt, nach Neukaledonien verbannt.

In den wenigen Wochen dieses sozialen Experiments werden zahlreiche Lieder geschrieben, die bis heute in den Repertoires der großen Sängerinnen und Sänger Frankreichs überdauern. Das bekannteste Lied der Kommune wurde zur weltweiten Hymne der sozialistischen Arbeiterbewegung. Der Kommunarde und Dichter Eugène Pottier schrieb den Text in den Tagen der Barrikaden von Paris. Die Musik kam 1888 hinzu.

Es lohnt sich selbst 150 Jahre nach Tage der Kommune, sich mit ihren Idealen und Forderungen auseinanderzusetzen, denn gerade in einer Zeit der Hyperglobalisierung sind nicht nur Arbeitsrechte, sondern gar Menschenrechte wieder gefährdet.

Sendereihe

Gestaltung

  • Wolfgang Schlag

Playlist

Komponist/Komponistin: Antoine Renard/1825 - 1872
Bearbeiter/Bearbeiterin: Francois Rauber
Textdichter/Textdichterin, Textquelle: Jean Baptiste Clement/1836 - 1903
Album: JULIETTE GRECO
Titel: Le temps des cerises
Solist/Solistin: Juliette Greco /Gesang m.Begl.
Länge: 03:19 min
Label: Disques Meys 7903822

Komponist/Komponistin: Eugene Pottier
Album: LA COMMUNE
Titel: Quand viendra-t-elle
I: Les Lunaisiens
Länge: 02:53 min
Label: STEC LP 89

Komponist/Komponistin: Paul Burani
Album: LA COMMUNE
Titel: Le Sir de Fisch-Ton-Kan
I: Les Lunaisiens
Länge: 05:05 min
Label: STEC LP 89

Komponist/Komponistin: Madame Jules Faure
Album: LA COMMUNE
Titel: Marseillaise de la Commune
I: Les Lunaisiens
Länge: 01:47 min
Label: STEC LP 89

Komponist/Komponistin: trad
Album: LA COMMUNE
Titel: Le Chant de Pain
I: Les Lunaisiens
Länge: 04:42 min
Label: STEC LP 89

Komponist/Komponistin: Jean Ferrat
Album: POTEMKINE
Titel: La Commune
I: Jean Ferrat
Länge: 02:34 min
Label: Barlay 92057

weiteren Inhalt einblenden