Anstellen zum Impfen, Mann hält Folie und Ausweise in der Hand

ORF/URSULA HUMMEL-BERGER

Medizin und Gesundheit

Patientenrechte in Corona-Zeiten

Jetzt reden wir! - Partizipation und Patientenrechte in der Pandemie - Teil 2

Viel wurde in den vergangenen Monaten über Grundrechte und deren Aushebelung aufgrund der Lockdown-Verordnungen diskutiert. Über die Patientenrechte wurde weniger gesprochen. Seltsam: Denn fast alle Personen in den Risikogruppen sind nicht gesund. Ihre Bedürfnisse und Anliegen kamen in den Hunderten von Pressekonferenzen und Verordnungen der Regierung nicht vor. Auch jene Menschen, die aufgrund von Covid 19-Erkrankungen auf den Intensivstationen am Leben erhalten werden, haben keine echte Vertretung.

Viele Fragezeichen und wenige klare Antworten

Hinzu kommt: Die Verunsicherung der Bevölkerung hat mit der Dauer der Pandemie zugenommen. Neue Mutationen, neue Impfstoffe, einander widersprechende Aussagen von Experten und Ärztinnen. Wo bekomme ich als Patientin Informationen, die von keiner Interessensgruppe beeinflusst sind? Wem kann ich glauben? Und: wer vertritt meine Interessen?
Kein Wunder also: "In den vergangenen Monaten hat sich die Zahl der Anfragen verdreifacht", sagt Dr. Gerald Bachinger, Leiter der Patienten- und Pflegeanwaltschaft in Niederösterreich. In Bezug auf COVID-19 und das Corona-Virus gäbe es bisher leider immer nur einen vorläufigen Wissenstand, bekräftigt Bachinger.

Vorbild Österreich

An sich sind die Patientenrechte in Österreich gut verankert. Um das Werkzeug der unabhängigen Patientenanwaltschaften beneiden uns andere Länder. Die Rechte von erkrankten Personen sind hierzulande gesetzlich geschützt und in der sogenannten Patientencharta zusammengefasst.

Kommunizieren in Corona-Zeiten

Gerade in Krisenzeiten ist das Gespräch zwischen Ärztinnen und Erkrankten von besonders hoher Bedeutung. "Götter in Weiß" hat man Ärzte früher oft genannt. Nun aber geht es um Partizipation, d.h. Transparenz und Einbeziehen - also um einen Dialog auf Augenhöhe.
"Im Grunde geht es um Kommunikation", hält die Juristin Dr.in Maria Kletecka-Pulker, Geschäftsführerin der Österreichischen Plattform Patientensicherheit, fest. Derzeit befinden sich sehr viele Menschen - auch viele Ärzte - in einem Ausnahmezustand. Da gilt es besonders behutsam miteinander zu sprechen. An sich ist das Arzt-Patienten-Gespräch Teil der Ausbildung angehender Ärzte. Aber in einer Pandemie sind die Herausforderungen deutlich höher.

Die Stimme der Patienten stärken

Unser 3. Gast ist Mag. Dr. Peter Nowak, Abteilungsleiter in der "Gesundheit Österreich GmbH" (GÖG). Seine Aufgabenbereiche sind Weiterentwicklung der Partizipation und der Gesundheitsförderung, dann die Unterstützung von Selbsthilfe- und Patientenorganisationen sowie die Arzt-Patient-Kommunikation.
Peter Nowak wird uns berichten, in welcher Weise der Staat der Rechte der Patienten schützen und ausbauen will. Er ermuntert die Bürger/innen, sich stärker einzubringen. In der GÖG möchte man verstärkt die Stimmen der Betroffenen hören, um gemeinsam optimale Lösungen zu erarbeiten.

Univ.-Prof. Dr. Markus Hengstschläger diskutiert mit zwei Jurist/innen und einem Psychologen darüber, was wir aus dem vergangenen Jahr lernen und wie wir uns auf eine weitere Pandemie vorbereiten können. Und noch etwas weiter gedacht, wie sich die Gesundheitsversorgung für die kommenden 20 Jahre aufstellen soll. Denn es werden immer mehr Menschen trotz Erkrankungen noch viele Jahre in den eigenen 4 Wänden leben wollen und Konzepte für diese Situation gibt es derzeit noch nicht.

Moderation: Univ.-Prof. Dr. Markus Hengstschläger
Sendungsvorbereitung: Mag.a Dr.in Maria Harmer und Dr. Christoph Leprich
Redaktion: Dr. Christoph Leprich

Reden auch Sie mit! Wir sind gespannt auf Ihre Fragen und Anregungen. Unsere Nummer: 0800/22 69 79, kostenlos aus ganz Österreich.

Wie geht es Ihnen mit Ihrer Krankheit in der jetzigen Krisenzeit?
Werden Sie weiterhin gut behandelt?

Nehmen Sie weiterhin Früherkennungsuntersuchungen (Haut-, Darm- und Brustkrebs etc.) in Anspruch?

Fühlen Sie sich ausreichend informiert? Zum Beispiel über die verschiedenen Corona-Impfstoffe?

Wer beantwortet Ihre medizinischen Fragen?
Sind Sie mit Ihren Ärzten zufrieden?

Hätten Sie als Patient/Patientin gerne mehr Mitspracherecht?

Sind Sie Mitglied einer Selbsthilfegruppe?

Service

Gast im Studio:

Dr.in Maria Kletecka-Pulker
Stv. Vorständin, Geschäftsführerin und wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Ethik und Recht in der Medizin, Uni Wien
Geschäftsführerin der Österreichischen Plattform Patientensicherheit (ANetPAS), wissenschaftliche Leiterin des Universitätslehrgangs "Patientensicherheit und Qualität im Gesundheitssystem", Mitglied der Bioethikkommission beim Bundeskanzleramt.
E-Mail
Telefon: +43 (0) 1 / 4277-22202
Mobil:+43 (0) 664 / 602 77-222 02

Gäste per Telefon zugeschaltet:

Dr. Gerald Bachinger
Leiter der Patienten- und Pflegeanwaltschaft in Niederösterreich
NÖ Patienten- und Pflegeanwaltschaft
Haus 13
Landhausplatz 1
A- 3109 ST. PÖLTEN
Telefon: 02742/9005-15575 oder 02742/9005-15635
E-Mail

Mag. Dr. Peter Nowak
Abteilungsleiter in der "Gesundheit Österreich GmbH" (GÖG)
Stubenring 6
1010 Wien
Tel: 01 515 61-350
E-Mail
Homepage

Weitere Anlaufstellen und Info-Links:

Kletecka-Pulker: Patientensicherheit in unsicheren Zeiten
Peter Nowak: Gesundheit, Partizipation und Empowerment im Gespräch zwischen Arzt und Patient
Patienten- und Pflegeanwaltschaften in Österreich
PATIO - Patient Involvement in Oncology

Reden Sie mit! Welche Corona-Risiken und Schäden können wir gemeinsam als Gesellschaft akzeptieren?
Umfrage: 23. März bis 30. April 2021
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Überblick Patientenrechte Österreich
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Österreichische Plattform Patientensicherheit
Unabhängige Patientenberatung Deutschland UPD
Patienten Empowerment - Zentrale Stelle in Deutschland
Institutionalisierte Partizipation der Bevölkerung an gesundheitspolitischen Prozessen
Nationales Netzwerk Selbsthilfe
Bundesverband Selbsthilfe Österreich


Buch-Tipps:

Hansjörg Haack, "Patientenrechte: Meine Rechte beim Arzt und im Krankenhaus",
C.H. Beck 2018

Wolfgang Putz, "Patientenrechte am Ende des Lebens - Vorsorgevollmacht, Patientenverfügung, Selbstbestimmtes Sterben", Dtv 2020

Hansjörg Haack, "Behandlungsfehler - was tun?: Ihre Rechte als geschädigter Patient",
C.H. Beck 2017

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