Alte Aufnahme einer Familie

ORF/URSULA HUMMEL-BERGER

Punkt eins

Vom Leben erzählen, Erinnerungen pflegen, Brüche verstehen

Biographiearbeit und Erinnerungspflege als Ressource in (jedem) Alter.
Gäste: Dr. Gert Dressel, Historiker, Anthropologe, "Biographiearbeiter", Institut für Pflegewissenschaft, Universität Wien & Dr. Elisabeth Wappelshammer, Historikerin, Gerontologin, Fortbildnerin für Bildungs- und Sozialberufe.
Moderation: Barbara Zeithammer.
Anrufe kostenlos aus ganz Österreich unter 0800 22 69 79
E-Mails an punkteins(at)orf.at

In Buchform finden sie reißenden Absatz und landen regelmäßig auf Bestseller-Listen, im Alltag sind die "ganz normalen" Biographien, die "Geschichten von früher" oft kein Thema - "was hab' ich denn schon zu erzählen.". Sie sind es vor allem dann nicht, wenn sie es sinnvollerweise sein sollten: in der Bildung zum Beispiel, wenn es um neue Zugänge zum Lernen geht, in der Sozialarbeit, der Beratung, der Rehabilitation, bei Krankheit und im Alter.

Die vielfältigen Möglichkeiten der Erinnerungspflege und Biographiearbeit können Brücken schlagen zwischen einst und jetzt, Jung und Alt, dem Selbst und der Gesellschaft, Plänen, Inszenierungen und Brüchen. "Es geht dabei um ein lebensgeschichtliches Erforschen, Erzählen, Hinhören und Verstehen als zentrale Grundhaltung", erklärt der erfahrene "Biographiearbeiter" Gert Dressel. "Erzählen kann vielfach heilsame Wirkungen haben", sagt die Historikerin und Gerontologin Elisabeth Wappelshammer: "Es kann eine Atmosphäre des Miteinanders und der Akzeptanz schaffen, es kann Halt und Rückhalt geben und helfen, biographische Brüche zu lindern" - aber wie und wann?

Wie funktioniert Biographie-Arbeit? Wie findet man das Selbst durch all die Jahre wieder, wenn es doch keinen roten Faden gibt? Wie lassen sich traumatisierende Erfahrungen in die Erinnerungspflege integrieren? Wie können Menschen in Pflege- und Sozialberufen bei allem Zeitdruck und der gebotenen professionellen Distanz auf Lebensgeschichten eingehen? Wie können Angehörige und demenzkranke Menschen versuchen, einander über das Erzählen, Zuhören und Erinnern näher zu kommen?

Das sind einige der Fragen, die Barbara Zeithammer ihren beiden Gästen in Punkt eins stellen möchte. Die Hörer*innen sind wie immer herzlich eingeladen, sich an der Diskussion mit Elisabeth Wappelshammer und Gert Dressel zu beteiligen.

Elisabeth Wappelshammer ist eine Pionierin auf dem Gebiet der Biographiearbeit, die sich seit den 1980er Jahren mit dem lebensgeschichtlichen Erzählen praktisch und theoretisch beschäftigt: an der Universität Wien, in einem großen Projekt an der VHS Ottakring ("Ottakringer Lesebuch. Was hab' ich denn schon zu erzählen.Lebensgeschichten", Böhlau Verlag, 1988), in der palliativen Versorgung (Palliative Care) und in Fortbildungen für Menschen in Sozialberufen und der Pflege. "Forschung mit Hilfe von lebensgeschichtlicher Arbeit, findet für mich immer an den Nahtstellen zwischen Bildungsarbeit, Sozialer Arbeit und praxisorientierter Forschung statt", sagt sie.

Gert Dressel ist Historiker, Mitarbeiter der "Dokumentation lebensgeschichtlicher Aufzeichnungen" und des Instituts für Pflegewissenschaft (beides Universität Wien) und engagiert beim "Sorgenetz. Verein zur Förderung gesellschaftlicher Sorgekultur".

Die Redaktion freut sich über Ihre Teilnahme live während der Sendung unter 0800 22 69 79 - kostenlos aus ganz Österreich - oder schriftlich per E-Mail an punkteins(at)orf.at

Weitere Informationen zum Ö1 Schwerpunkt "Gewonnene Jahre - Neue Wege ins Alter" finden Sie auf unserer Homepage

Service

Publikation:

Elisabeth Wappelshammer: Dementia Care Mapping im interdisziplinären Diskurs. Personzentrierte Demenz-Pflege in der Dynamik gesellschaftlicher Modernisierung, Springer Verlag, Wiesbaden, 2018

Gert Dressel, Edith Auer, Barbara Pichler, Elisabeth Reitinger, Günter Müller (Hg.): Who cares? Geschichten übers Sorgen, Pflegen und Betreuen. Esslingen: hospiz verlag 2020

Dokumentation lebensgeschichtlicher Aufzeichnungen, Universität Wien

Sorgenetz - Verein zur Förderung gesellschaftlicher Sorgekultur

Gewonnene Jahre - Neue Wege ins Alter

Sendereihe

Gestaltung

  • Barbara Zeithammer

Übersicht

Playlist

Urheber/Urheberin: Iris DeMent
Titel: Let the Mystery Be
Ausführender/Ausführende: Iris DeMent
Länge: 02:16 min
Label: Plain recordings

Komponist/Komponistin: Kate Bush
Album: AERIAL
Titel: Pi
Untertitel: CD 1: A SEA OF HONEY
Solist/Solistin: Kate Bush /Gesang m.Begl.
Länge: 02:02 min
Label: EMI 3439602 (2 CD)

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