Petrischalen mit Zitrussetzlingen, die im Bereich der Genetikforschung eingesetzt wurden

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Pflanzen züchten mit Epigenetik

Lyssenkos Geist
Pflanzen züchten mit Epigenetik
Von Michael Lange

Die Weltbevölkerung wächst und die Temperaturen steigen. Können Hitze oder Frost Nutzpflanzen so verändern, dass sie widerstandsfähiger werden? Und könnten diese Nutzpflanzen diese erworbene Robustheit an die nächste Generation weitergeben - ohne ihr Erbmaterial zu verändern? Das verspricht die moderne Epigenetik. Die Umwelt prägt das Leben. Nicht nur über Zufall und Auswahl - Mutation und Selektion, sondern unmittelbar. In der frühen Sowjetunion der 1920er- und 1930er-Jahre erlebte die Vorstellung, man könne Pflanzen durch Training anpassen, eine erste Blüte.

Anders als die Genetiker im Westen setzte der junge sozialistische Staat auf Umweltfaktoren statt auf Erbfaktoren. In der Pflanzenzüchtung wie in der Menschenerziehung. Solche Ideen verfolgte zu Sowjetzeiten Trofim Lyssenko. Die Versuche des Agrarwissenschaftlers, der unter Stalins politischem Einfluss stand, führten allerdings zu katastrophalen Missernten. Kehrt Lyssenkos Geist nun im Gewand der modernen Epigenetik zurück?

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