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Dimensionen
Die Inflation der Innovation
Die Inflation der Innovation
Das Neue und seine wortreiche Verhinderung
Von Mariann Unterluggauer
26. April 2021, 19:05
Seit den 1970er Jahren, ist die Anzahl an Innovationen gesunken, sagen Ökonomen. Diese Feststellung ist aus zweierlei Gründen weniger erstaunlich, als man vermutet könnte: Erstens nahm die Anzahl der Jobs, bei denen nichts produziert aber viel geredet wird, in der vergangenen Jahrzehnten zu. Und zweitens ist es gar nicht so leicht, mit einer Innovation Gewinne zu erzielen. Profit aber ist die Maßeinheit für Innovation - ob sie nun technisch, grün, transformativ oder disruptiv genannt wird.
Auf jeden Fall müsse Innovation weh tun, lautet ein Credo von Investoren in den USA. Und vorteilhaft wäre, fordert man in Europa, wenn sie auch an den Universitäten gelehrt würde. Klar ist, schnell muss es immer gehen: gestern entwickelt, heute am Markt. Sieht man sich innovative Lösungen aber genauer an, dann haben sie nur selten etwas mit Geschwindigkeit zu tun.
Häufiger schon mit fantastischen Wortkreationen, denn mit neuen Begriffen lassen sich auch alte Ideen verschleiern und verkaufen. Und bei all dem rhetorischen Dauerhype ums Neue wird dann auf reale Anstrengungen und notwendige Investitionen gerne vergessen. Kein Wunder also, dass das "Konzept Innovation" nun kritisch hinterfragt und mancherorts überarbeitet wird.