In höchsten Tönen

29. April 2021, 11:30

Das 1946 in Chicago gegründete Quartett ist seit 1963 an der University of Wisconsin-Milwaukee beheimatet. Mehr als 200 Aufnahmen dokumentieren eine imponierende Tradition. Für Kontinuität haben in den letzten 30 Jahren die beiden Geiger gesorgt.

Für das Dvorák-Sextett auf ihrer jüngsten CD haben die vier Herren die aus Finnland gebürtige, in Deutschland lehrende, Bratschistin Anna Kreetta Gribajcevic und den deutschen Cellisten Jens Peter Maintz (Violoncello), eingeladen. Dass man in den beiden Ecksätzen dieses Longsellers der Kammermusik ein Streichorchester zu vernehmen meint, geht aufs Konto des Komponisten, aber auch der Musizierenden und der Aufnahmetechnik.

Nun ist in höchsten Tönen vom Sextett zu sprechen nichts Ungewöhnliches. Sextett und Titel der CD - Spirit of Bohemia - sind allerdings als Köder ausgelegt. Für mich ist der ULP - unique listening point - dieser CD die Kombination, ja Konfrontation, mit einem faszinierendem Frühwerk Dvoráks, seinem 4. Streichquartett, das von ihm vernichtet, 1968 in Stimmabschriften entdeckt und 1990 erstmals öffentlich gespielt wurde. Zu entdecken gibt es einen - vielleicht sich an Liszt, Wagner und Brahms orientierenden - Dvorák, auf den man nicht sogleich mit, ihm ja auch sonst nicht gerecht werdenden, Zuschreibungen wie "folkloristisch", "unmittelbar eingängig" oder "musikantisch" reagieren kann. Nicht nur an die erste Geige stellt das dreisätzige, ohne Pause zu spielende, harmonisch kühne, Werk höchste Ansprüche. In schwindelnder Höhe greift die Violine kommentierend das motivisch dichte Stimmengewebe darunter auf. Ein Plädoyer für "Dvorák, den Fortschrittlichen."

Service

Aktuelle Aufnahme:
Dvorák: Spirit of Bohemia
Streichquartett Nr. 4 | Streichsextett | Polonaise
Fine Arts Quartet, Anna Kreetta Gribajcevic (Viola), Jens Peter Maintz (Violoncello), Stepan Simonian (Klavier)
Naxos 8.574205

Der Standard - Philharmoniker reagieren gereizt auf die "Neiddebatte"
Facebook - Haydns "Die sieben letzten Worte" mit Österreichs Orchestern
Ö1 Bühne

Sendereihe

• Des Cis

Gestaltung

• Peter Kislinger