BETTINA STRUTZMANN
Vom Leben der Natur
Orte des Wachstums
Die Landschaftsplanerin Bettina Strutzmann spricht über die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten der Gartentherapie.
Teil 2: Integration zwischen Koriander und Kürbis
Gestaltung: Nora Kirchschlager
18. Mai 2021, 08:55
Die Gartentherapie stammt ursprünglich aus den USA und Großbritannien. In Österreich kommt sie in verschiedenen Einrichtungen seit etwa 20 Jahren zum Einsatz.
Die Landschaftsplanerin und Gartentherapeutin Bettina Strutzmann arbeitet unter anderem mit alten Menschen im "Betreuten Wohnen Kabelwerk" in Wien Meidling.
In Gärten für geriatrische Personen sollten farbenfrohe und intensiv duftende Pflanzen angebaut werden, da der Seh- und Geruchssinn dieser Menschen oft eingeschränkt ist. Die Gartentherapie verbessert die Fein- und Grobmotorik sowie soziale Fähigkeiten und wirkt sich durch die sinnstiftende Tätigkeit positiv auf die Psyche aus.
In den vergangenen Jahren wurde die Gartentherapie auch zur Integration von Flüchtlingen aus Syrien, dem Irak und Iran, aus Afghanistan usw. angewendet.
Bettina Strutzmann hat mit einigen geflüchteten jungen Männern an der Wiener Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik zusammengearbeitet.
Sie fand besonders den kulinarischen Austausch sehr spannend. Die Flüchtlinge kannten zum Beispiel keine Kirschmarmelade, dafür aber überraschten sie die Gartentherapeutin mit einer ungewöhnlich üppigen Verwendung von Petersilie, Dill und Koriander.
Gartentherapie eignet sich auch für Kinder und Jugendliche. Bei ihnen steht das sinnliche Wahrnehmen der Natur im Vordergrund. Das Zwitschern der Vögel, der Duft von Kräutern und der Geschmack frischer Beeren. Die Kinder sollen sich auch austoben können, mit Wasser pritscheln und in der Erde wühlen. Und vielleicht gelingt es der Gartentherapeutin sogar, dass das Smartphone für kurze Zeit vergessen wird und stattdessen der Wollziest alle Aufmerksamkeit auf sich zieht. Eine Pflanze, weich wie ein Kaninchen, fast zum Streicheln.
Auch Menschen mit Suchterkrankungen profitieren von Gartentherapie.
Alle Sinne werden aktiviert, man startet in einen Tag, der durch sinnstiftende Arbeit strukturiert ist und der Körper wird durch die zum Teil anstrengenden Tätigkeiten gekräftigt.
Schließlich eignet sich Gartentherapie für alle Menschen, die unter Stress leiden und zur Ruhe kommen bzw. Kraft tanken wollen.
Am Besten ist es in diesem Fall, wenn man alleine mit der Therapeutin gartelt, und nicht in der Gruppe. Die erschöpften Personen lernen, was die Pflanzen benötigen, um gut zu gedeihen und gleichzeitig auch, was sie selbst brauchen, damit es ihnen wieder besser geht.
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GESPRÄCHSPARTNERIN:
DI Bettina Strutzmann
Landschaftsplanerin und Gartentherapeutin
Zeitgrün.Garten.Therapie