HARALD BAUER
Ö1 Kunstsonntag: Tonspuren
Der syrische Autor Hamed Abboud
Eine Geschichte beginnt, wenn die Kaffeetasse leer ist.
Der syrische Autor Hamed Abboud und seine Ichs.
Feature von Olivia Wimmer
30. Mai 2021, 20:15
Im Sommer 2020 macht sich Hamed Abboud auf, zu Fuß alleine von Wien ins Burgenland zu gehen. Als spirituelle Reise, zurück in seinen einstigen Wohnort Oberschützen. Seine Füße lässt er dabei in den Gewässern ausruhen, die seinen Weg kreuzen. Er erinnert sich an den Euphrat, ein mächtiger Fluss, der den Nordosten von Syrien durchfließt und wie oft er mit seinen Freunden die Tage an dessen Ufer und in dessen Wasser verbracht hat. Seit Hamed Abbouds Ankunft in Österreich - vor mittlerweile 7 Jahren - war er nicht mehr schwimmen. Zu kalt ist das Flusswasser hier.
Hamed Abboud ist 1987 in der syrischen Stadt Deir ez-Zor geboren. Es sind die Nachmittage, an denen er als kleiner Junge seiner Mutter und deren Freundinnen beim Kaffeesatzlesen lauscht, die sein literarisches Talent formen. Denn gleich einem Fluss, bahnt sich im getrockneten Kaffeesatz in der Innenseite einer Tasse, eine Geschichte ihren Weg, die erzählt werden will. Als Aleppo, in der Hamed Abboud studiert hat, zur Trümmerlandschaft wird, entschließt er sich Ende 2012 Syrien zu verlassen. Zwei Jahre dauert seine Flucht über Ägypten, Dubai und die Türkei, bis er in Österreich ankommt. Seine Bücher "Der Tod backt einen Geburtstagskuchen" und "In meinem Bart versteckte Geschichten" erzählen mit poetischem Witz über den Schmerz der Sehnsucht, über die Verzweiflung in der Fremdheit aber auch vom Zauber, der im Fremden steckt.
Redaktion: Alfred Koch